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An Friedrich Wilhelm Riemer

Sie werden, mein lieber Professor, kurz vor oder nach diesem Blatte, abermals eine starke Sendung[415] Manuscript erhalten, die ich Ihnen zu freundlicher und genauer Prüfung empfehle. Ich hatte das Ganze so gut durchgedacht und fand hier so viel Ruhe, daß ich jetzt fertig wäre, hätte mir Johns Krankheit nicht ein so großes Hinderniß in den Weg gelegt. Durch die daraus entsprungenen Verdrießlichkeiten, hatte ich wirklich selbst zuletzt über das Geschriebene kein Urtheil mehr, und weiß nicht ob durch diese unangenehme Lage die Heiterkeit, die ich beabsichtigte, hie und da getrübt worden; besonders bitte ich Sie auf dasjenige zu merken, was von noch lebenden Personen gesagt ist. Wegen Jacobi habe ich schon in meinen dem Manuscript beygefügten Noten das Nöthige gesagt, nehmen Sie doch auch das, was von Klingern geschrieben ist, wohl in Betrachtung. Zu solchen Dingen gehört der heiterste und bereiteste Humor, denn wenn man verdrießlich ist, so fühlt man nicht was andere verdrießen könnte. Lavater und Basedow sind, dünkt mich, gut gerathen, aus kleinen Zügen bildet sich die Imagination die Individualitäten gern zusammen. Lavater kommt in diesem Theil noch einmal und bedeutender vor, auch habe ich, wie Sie aus der Hanschrift dieses Briefes sehen, wieder neue Beyhülfe erhalten, so daß der Schluß des vierzehnten Buches beynahe zu Stande ist. Das Ende des funfzehnten ist auch schon geschrieben und also wären nur noch zwey Drittel desselben auszuarbeiten, welches bey dem sehr reichen Stoff nicht schwer werden wird. [416] Indessen muß ich alle Vorsätze, die ich zu meiner Belehrung und Erheiterung gefaßt hatte, aufgeben und weder in Dresden die französischen Schauspieler, noch die Merkwürdigkeiten von Prag sehen, und will zufrieden genug seyn, wenn ich Ihnen die letzten Blätter schicke oder bringe. Ich glaube, Sie werden die Wendung billigen, durch die ich im Vorwort einen Abschnitt andeute und eine Pause vorbereite, und somit leben Sie wohl und lassen mich nicht ohne Nachricht.

Töplitz den 27. Jul. 1813.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1813. An Friedrich Wilhelm Riemer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7F3A-C