5/1270.

An Charlotte von Stein

Illmenau d. 5. Jul. 81.

Wir sind gestern Abend wieder hier angekommen. Ich fand einen Brief von dir und eben iezt empfang ich noch einen zum Nachtisch.

Ich bin nicht von dir gewichen, du hast mich immer begleitet, und hätten nicht die Wölckgen deines Unglaubens meinen Horizont getrübt, so wär es der reinste Himmel gewesen. Knebel ist sehr brav und unterhaltend. Es ist uns auch wohlgegangen, wir haben sehr manigfaltige Sachen gesehen, schöne Gegenden, und verschiedne Menschenerscheinungen in allerley Styl. Wir sind auf Schwarzburg das sehr interessant liegt, wie du aus einer leider nur umrissnen Zeichnung sehn wirst, gegangen. Von guten Menschen bewirthet worden, haben im Zucht- und Tollhaus merckwürdige Gestalten gesehn. Von da auf Blanckenburg wo Knebel einen Philister gemishandelt hat. Daselbst haben wir die Bergwercke befahren. NB. von Schwarzburg auf Blanckenburg ist ein fürtrefflicher Weeg der Schwarze nach, durch ein tiefes Thal zwischen Fels und Wald Wänden.

[165] Dann sind wir auf Rudolstadt, haben da nur geschlafen. Von da nach Teschniz den Marmorbruch zu sehn, und wieder hierher. Die Sonne hat uns durchgeglüht und der Mond erquickt wir haben beydes im reichen Maase genossen. So kurz unsre Reise war so unterhaltend und angenehm war sie. Nun dencken wir Morgen nach dem Inselberg zu gehn. Allein Sonntag, da ich dachte wieder bey dir zu seyn, muß ich wieder hierher und komme erst zu Ende der nächsten Woche. Verschiedne Sachen das Bergwerck betreffend will ich gleich in Ordnung bringen um nicht wieder heraus zu müssen.

Deine Stiefel sind bestellt.

Wir werden dir noch allerley artiges erzählen.

Die Tasse die beykommt hab ich dir gemahlt, ich wünschte die Masse des Porzellans wäre besser, ich habe eine kindische Freude dran gehabt und besonders in der Hoffnung daß dichs auch freuen soll. Wenn ich einmal Rothbergisches Porzellan haben kan, und nur noch ein wenig Übung, so soll auch das bessre dein seyn. Ich dencke drauf dir ein Paar Blumenkrüge zu mahlen.

Die Füllhörner werden auch noch fertig eh ich hier weggehe.

Ernstens husten beunruhigt mich, sorge doch auch für Fritzen, der auch einen Ansaz hat. Grüse Steinen. Wenn ich zurückkomme lad ich euch alle auf eine Geschichte ein, die euch gewiss rühren und gefallen soll.

[166]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1781. An Charlotte von Stein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7F51-5