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An Johann Heinrich Meyer

Mit herzlichem Vergnügen und treuster Theilnahme erwidere die guten Nachrichten, die Sie uns von Ihrem Befinden ertheilen. Ich kann kaum an das Vergangene denken, noch weniger wagte ich auszusprechen, wie schmerzlich mir die Entfernung der letzten Monate gewesen, in der uns Ihr Übel so traurig gehalten. Möge Carlsbad, wie es sich schon sonsten an uns bewiesen, auch dießmal seine Kräfte bewähren.

Sulpiz Boisserée blieb noch einige Tage bey mir, sein Umgang war mir höchst merkwürdig; da er von einer ganz andern Seite als mir in's Leben eingegangen und sich auch dort, wegen inneres und äußeres [86] Interesses, festhalten muß, so hat er sich doch durch große Thätigkeit, durch ein vieles, reiches und mühsames Treiben zu einer solchen Höhe des Standpunctes erhoben, daß er nichts Gutes und Tüchtiges abzulehnen braucht. Auch von dem Einzelnen des Pariser Wesens wußte er viel zu erzählen, da er verschiedene Epochen dort erlebt hat.

Nun befindet sich Zelter hier, dessen Gegenwart mir doppelten Vortheil bringt, weil ich sowohl das Fundament und die Ausbreitung seines Thuns abermals lebhaft erkenne, als auch veranlaßt werde alles hervorzuholen, was Interessantes bey mir verborgen und vergessen liegt.

Und so bleibt denn mein einziger Wunsch, daß Ihre Rückkehr sich hieran schließen möge; denn eine freundschaftliche Theilnahme fördert mehr als eine sonst von außen ernöthigte Thätigkeit.

treulichst

Weimar den 11. Juli 1826.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1826. An Johann Heinrich Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7F5D-D