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An Johann Friedrich Cotta

Ew. Hochwohlgeboren

in irgend einem Punct durch ein offenes Geständniß beruhigt zu haben ist mir vom größten Werthe, denn welcher Freund möchte nicht gerne beytragen, Ihnen, der in so große wichtige Geschäfte verschlungen ist, etwas Unangenehmes aus dem Wege zu räumen.

Ich werde sorgen, daß wo möglich jederzeit über die andere unserer Lieferungen etwas auffallend Neues angeschlossen werde; eine immer lebhaftere Theilnahme des Publicums muß uns freylich höchst erwünscht seyn.

Hiezu wird die Schillerische Correspondenz gewiß das Ihrige beytragen; es ist dieses wundersame Manuscript, wie es vor mir liegt, von größter Bedeutung; es wird im Augenblick die Neugierde befriedigen und für die Folge in literarischer, philosophischer, ästhetischer Hinsicht, ja nach vielen andern Seiten hin höchst wirksam bleiben.

Da nun Ew. Hochwohlgeboren diese Angelegenheit wieder in Erinnerung bringen, so habe ich jenes Aufsatzes zu gedenken, welchen im Januar des laufenden Jahres durch Herrn Sulp. Boisserée an Dieselben gesendet und von welchem ich aus jeden Fall eine Abschrift beylege. Ihre Einstimmung in die gethanen Vorschläge wird dem Geschäft sogleich die erwünschte [208] Richtung geben. Einer Assignation auf die verlangte Summe von Acht Tausend Thalern auf die Herren Frege und Comp. soll sodann die Absendung des Manuscripts nachfolgen, welches eine weit größere Masse enthält als ich jemals vermuthete.

Ich lege, damit sich Dieselben davon selbst überzeugen können, einige Blätter bey und bemerke, daß solcher einzeln gezählter Blätter 900 sind, nicht gerechnet die vielen späterhin nach und nach eingeschobenen; woraus denn hervorgeht, daß gar wohl 5 bis 6 schickliche Octavbände damit gefüllt werden.

Daß ich ohne vorgängigen Abschluß des Geschäftes das Manuscript nicht ausliefere, werden Dieselben in der Betrachtung billigen, daß ich den Schillerischen Erben, worunter sich zwey Frauenzimmer befinden, responsable bin und ich mich daher aus alle Fälle vorzusehen habe. Der hiesige schillerische Anwalt, Herr Rath Kühn, übernähme den jenseitigen Antheil am schicklichsten und ich würde, nachdem ich nicht allein selbst befriedigt, sondern auch von dorther gesichert wäre, das schon längst eingepackte Kästchen auf die Post geben, und ein Geschäft, das mir viele Mühe, Sorgen und Kosten gemacht, käme doch endlich zu Stande.

Denn ich will nur gestehen, daß mir ein gutmüthiger Leichtsinn bey unentgeltlicher Übernahme der Redaction zu einem unberechenbaren Zeitaufwand und zu einem nicht geringen Schaden gereichte.

[209] Von einer frühern Übereinkunft mit Frau v. Schiller, welche blos Bezug auf die Schillerische Familie hätte, findet sich nichts unter meinen Papieren. Ich übernahm ohne weiteres die gemeinsame Angelegenheit und führte sie treulich einem gedeihlichen, nunmehr zu hoffenden Abschluß entgegen. Möge derselbe durch Ew. Hochwohlgeboren Zustimmung uns zunächst erfreuen.

Mit den treuesten Wünschen Ew. Hochwohlgeb. gehorsamster Diener

Weimar d. 17. Dez. 1827.

J. W. v. Goethe.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1827. An Johann Friedrich Cotta. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7F8E-0