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An Johann Gustav Büsching

Ew. Wohlgeboren

verzeihen daß ich auf Ihre mir höchst interessante Sendung so lange nichts erwidert; ich bin aber diese Monate durch so vielerley Anforderungen hin- und hergezogen worden, daß ich durchaus nur einen Theil dessen was ich vorhatte habe liefern können. Gegenwärtig da ich mich zu einer späteren Badereise vorbereite, werde erst dieser alten Schuld wieder gewahr und will lieber, da mir Ihr letzter Brief nicht zur Hand ist, alles Empfangene zurücksenden, weil ich weder eine Auswahl treffen kann, dessen was Sie nöthig haben, noch auch an der Sache selbst irgend [178] etwas zu thun im Stande bin. Übrigens finde die mir zugesendeten neueren Arbeiten sehr schön und zu dem vorgesetzten Zwecke vollkommend hinreichend. Es kommt ja hier darauf an daß man das Interesse anregt, nicht daß man es befriedigt, und ich bin überzeugt, daß wir nach Erscheinung dieser Aufsätze und der dazu bestimmten Bilder, gar bald von vielen Seiten Beyträge und nähere Bestimmung erhalten werden. Mir scheint es auf alle Fälle sehr bedeutend: dasjenige was in Bezug auf geistliche Bücher und Bilder schon gethan ist, auch für das Restliche, Bürgerliche und Politische zu leisten. Es wird dabey zur Sprache kommen, daß nicht allein der ungebildete, sondern auch der durchaus reingebildete, natürliche Mensch dasjenige mit Augen sehen will, was ihm durch's Ohr zukommt, deshalb denn auch die bilderreichen so wie die bilderlosen Religionen ihren Charakter im entschiedenen Gegensatz bethätigen.

Nur soviel für dießmal, damit die Sendung nicht länger zurückbleibe. Haben Sie nöthigen Gebrauch davon gemacht, so erbitte mir die mir zustehenden Papiere, auf dieselbe Rolle gewickelt, gefällig zurück.

Mit den besten Wünschen für das Gedeihen Ihrer Thätigkeit.

ergebenst

Weimar den 10. July 1817.

Goethe. [179]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1817. An Johann Gustav Büsching. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7F94-F