[81] 15/4284a.

An Christian Gottlob Voigt

Vielen Dank für die baldige Nachricht, wie es mit der Farbe ergangen. Mich dünkt, daß die Sache ganz gut steht; denn da die Eigenthümer sie wieder erstanden, so kommt es immer darauf an, ob sie ihnen feil ist? und für wie viel? Vielleicht haben Sie die Güte sich näher zu erkundigen, wie es denn etwa gemeynt ist, und allenfalls eine sachte Negotiation versuchen zu lassen.

Doch muß ich aufrichtig sagen, daß ich an der ganzen Operation keine sonderliche Freude habe. Denn wenn wir uns mit dem Niederreißungssystem auch gegen die Stadt zu wenden, so müßten wir, bis zum Töpfenmarkt und zum Bornberge, alles der Erde gleich machen, wenn nur irgend eine Anlage möglich seyn sollte.

Ich würde vielmehr nach jener Seite in das Zudeckungssystem anrathen, den Schloßhof auf irgend eine Weise, vom kleinen Flügel bis zum Thurme, [81] schließen, das Regierungsgebäude in seinem Charakter ausputzen, daß es noch eine Weile stehen könnte, und alle Kräfte auf eine schöne Façade, von der Hauptwachtecke bis zur Bibliothek, wenden.

So viel von meinen architektonischen Wünschen und Grillen.

Die neue Chaussee wird wahrscheinlich Schnur gerade geführt, wogegen ich nichts zu sagen habe, obgleich Oberroßla etwas links in der Tiefe bleibt. Man muß sich durch einen Communicationsweg von der Chaussee ins Dorf zu helfen suchen und im Zwischenraum sind artige Anlagen möglich. Nur müßte man jünger seyn, um etwas von solcher Bedeutung unternehmen zu können.

Leben Sie recht wohl und lassen mir manchmal vernehmen, wie Sie sich befinden; ich will suchen durch einigen Fleiß auf eine fröhliche Weise in den Winter hinüber zu gehen.

Jena am 12. Sept. 1800.

Goethe. [82]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1800. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8009-2