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An Johann Friedrich Cotta
Weimar d. 26. Febr. 1816.
Da ich noch keine Nachricht erhalten, ob das unter'm 8. Januar von hier abgegangene Packet, den 6. Band meiner Werke und einiges für den Damencalender enthaltend, bey Ihnen angekommen, so hab ich einen Laufzeddel fortgeschickt, um von dieser Ungewißheit befreyt zu werden und halte die gegenwärtige kleine Sendung nicht länger auf, wobey ich noch Folgendes bemerke:
Zu den orientalischen Gedichten lassen in Jena kleine Druckerstöckchen schneiden, welche sehr zierlich von einem dortigen Künstler gefertigt werden, wie Beylage ausweist.
[271] Einiges verfehle nicht zu melden. Schon rühren sich unberufene Rathgeber gegen unsere neue Ausgabe mit der absurden Forderung, daß sie chronologisch solle eingerichtet werden. Wenn Ew. Wohlgeb. auch etwas dergleichen in einem öffentlichen Blatte vorkommt, so haben Sie die Güte, in den Blättern, die von Ihnen abhängen, nichts darüber sagen zu lassen. Ich meditire einen kleinen Aufsatz, worin ich heiter und faßlich dieser Störung begegne.
Auch stehe hier ein Auszug eines Briefes aus Berlin, in welchem man mir meldet, daß die Königlichen Prinzen den Entschluß gefaßt haben, den Faust unter sich aufzuführen und darzustellen in seiner ganzen Ausdehnung. Hierauf schreibt der Freund:
»Bey dieser Gelegenheit will ich doch erinnern, daß der Wiener Nachdruck Ihrer Werke, wegen Mangels, hier anfängt um sich zu greifen. Die Buchhändler verkaufen ihn meines Wissens zwar nicht, aber Bücherjuden und Trödler verbreiten ihn. Der Verleger wird also wohl thun, die neue Ausgabe zu beschleunigen, wenn er nicht Schaden leiden will. Auch die intendirte Aufführung des Faust trägt dazu bey: denn jeder sucht seinen Faust entweder hervor, oder kauft den ersten der ihm angeboten wird. Nach einem mäßigen Überschlag den ich soeben mache, kann der Schaden, den blos diese Gelegenheit hervorbringt, in 500 Exemplaren bestehen.«
Aus der Stelle eines andern Briefs nehm ich die Vermuthung daß die Speculanten den Nachdruck in Masse haben kommen lassen, um die verschiedenen[272] Stücke, je nachdem Nachfrage entsteht, einzeln geheftet zu vertrödeln, denn so kann doch hier nur von 500 Exemplaren von Faust die Rede seyn. Hiebey gewinnen sie an einem einzigen Stück soviel, daß sie die übrigen um ein Spottgeld haufiren tragen und so das Ganze los werden. Auch hievon bitte in Ihren Tagesblättern nichts zu melden.
Für das Morgenblatt sende hiebey erstlich eine Anzeige des Heftes über Kunst und Alterthum, dessen Abdruck ich zu befördern bitte, sodann einen etwas verspäteten Nachtrag zu der Anzeige des Festspiels zu Ifflands Andenken, der jedoch auch gegenwärtig nicht ohne Interesse ist, ferner den Epilog zu Schillers Glocke, der um zwey neuer Stanzen willen wohl abermals die Aufmerksamkeit des Publicums verdienen wird. Soviel für dießmal. Mit den besten Wünschen
Goethe.