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An Georg Heinrich Ludwig Nicolovius

[Concept.]

[23. Februar 1821.]

Die durchreisenden Guten erfreuten mich mit einem Brief, verehrter Freund, von Ihrer Hand, betrübten[140] mich aber durch allzuschnelle Abfahrt. Kaum ist man mit Stimme und Gestalt, Gesinnung und wechselseitigem Interesse nur einigermaßen bekannt, so wird die Mittheilung abgerissen, die nun eigentlich erst fortgesponnen werden sollte.

Tausend Dank für Ihre wohlmeynende Gesinnung! Möchten Sie sich überzeugen, daß die wiederholte bringende Einladung nach Berlin mir eine durch die Kinder und gar manche schöne Verhältnisse längst entsprossene Sehnsucht und daher ein gewisses Unbehagen giebt, dem ich weder auszuweichen noch zu helfen weiß. Die beste Cur würde seyn, wenn Sie und die theuren Ihrigen in guter Jahreszeit uns Ihre Gegenwart gönnten.

Auf Hamanns Werke bin ich sehr verlangend. Schon aus dem Briefe, den man in das Intelligenz-Blatt unserer Literatur-Zeitung eingerückt, habe ich mich über manche frühere, mir sonst unerklärbare Zustände, persönliche Verhältnisse und Charakter-Eigenheiten aufgeklärt gesehen. Da ich aber zu der wichtigen Sammlung das Möglichste beyzutragen wünsche, so frage an: ob ich die zwey Briefe an den Präsidenten von Moser, vom Jahre [1774], abschriftlich mitgetheilt? dessen mich nicht erinnere. Es könnte noch geschehen weil sie wirklich von großer Bedeutung sind, wie in meinen biographischen Blättern das damals obwaltende Verhältniß ausgesprochen worden.

[141] Daß der junge Königsberger Dichter auch ein Zeugniß guter sittlicher Eigenschaften würde aufzuweisen haben, könnte bey dem flüchtigsten Überblick seiner wohlgesinnten Arbeit vorausgesetzt werden; und mich freut besonders, daß ich meine gute Meynung einen so schönen Familien- und Freundeskreise unbewußt und ohne äußeren Anlaß widmen können. Es läßt sich gar manches Gute von dem Gedichte sagen, in dem nächsten Stück von Kunst und Alterthum werden wir auf ihn zurückkommen.

Eben so hoffen auch die Weimarischen Kunstfreunde das Ordenshaus von Marienburg in Anspruch zu nehmen, wenn sie, nach Erscheinung des Boisseréeschen 1. Hefts, über die jetzt mit aller Pietät behandelten Reste deutscher Baukunst ihre Gedanken und Überzeugungen vorzutragen Gelegenheit finden.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1821. An Georg Heinrich Ludwig Nicolovius. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8031-6