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An August Claus von Preen

Ew. Hochwohlgebornen

geneigtes Schreiben erhalte bey meiner Rückkunft aus Carlsbad, wo ich, wie nicht zu läugnen ist, in der ersten Hälfte des Augusts, gewisse peinliche Stunden verlebte, weil die Nachricht von dem vollendeten Gusse länger als zu vermuthen war außen bliebe. Ich wohnte unserm verehrtesten Fürsten gegenüber und fürchtete, in hypochondrischer Stimmung, daß ich eine Hiobspost würde zu hinterbringen haben. Endlich erfreute mich Herr Obrist von Nostitz, dessen freundliche Aufmerksamkeit ich überhaupt nicht genug rühmen kann, mit einem Berliner Zeitungsblatt, und kurz darauf erschien ein Brief des Herrn Director Schadow. Hierdurch war ich nun gänzlich beruhigt und befreyt, und ergriff die Gelegenheit unserm Helden-Greise dieses Ereigniß als ein glückliches Omen bey'm Abschiede auszulegen.

Möge der Vollendung und baldigen Aufstellung dieses ersten Denkmals, zu unser aller Freude, besonders auch zur Belohnung Ew. Hochwohlgeb. nichts weiter entgegen stehen.

Die Abänderung mit der Inschrift laß ich mir sehr gern gefallen. Ich habe so oft die Erfahrung gemacht daß man, bey dem besten Willen und der größten Aufmerksamkeit, nicht immer den rechten [291] Punct trifft, welchen andere mit frischen Augen gar bald gewahr werden.

Auf eine Reise nach Berlin muß ich dieses Jahr ungern Verzicht thun, die zwey Monate in Carlsbad haben mich schon gar sehr aus der Richte gebracht. Von Zeit zu Zeit den Fortgang des Geschäftes zu vernehmen wird mir höchst erfreulich seyn, der ich die Ehre habe mich hochachtungsvoll zu unterzeichnen.

gehorsamst

Weimar den 21. September 1818.

J. W. v. Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1818. An August Claus von Preen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8064-1