23/6427.

An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeboren

sende die mir mitgetheilte Recension dankbar zurück. Verzeihen Sie, daß ich meinen Besuch nicht persönlich abstattete, um mich darüber zu unterhalten und zu unterrichten. Sie hat mich veranlaßt das Werk selbst zu lesen. Es verdient allerdings beachtet, aber freylich nicht präconisirt zu werden; wenn man den Verfasser auch noch so sehr schätzt, so kann man doch nicht Partei für ihn nehmen.

Das Werk ist auf alle Weise problematisch und wird die Köpfe eher verwirren, als zurechtsetzen. Es hat sehr schöne, lobenswürdige, lichtvolle, brillante Partien, aber auch so viel Hiatus, Unzulänglichkeiten und Falschheiten, die sich mit Bombast umwölken und so dieser Welt zugleich eine Nachtseite erschaffen.

Es ist jammerschade, daß die herrlichen Bemühungen unserer Zeit auf solche Weise wieder retardirt und die Blüthe durch die Frucht (aber nicht wie Herr Hegel und Troxler meinen) Lügen gestraft wird; so lügen die Kirschen nach dem gemeinen Sprüchwort.

Der ich mich zu geneigtem Andenken hiermit bestens empfehle.

Jena den 22. November 1812.

Goethe. [159]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1812. An Heinrich Carl Abraham Eichstädt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-806D-F