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An Adele Schopenhauer

[8. März 1828.]

Sie sind recht lieb und gut, theurstes Adelchen, daß Sie mich an meine alte Schuld erinnern und mir die Säumniß einer Antwort so freundlich in's Gedächtniß bringen. Dagegen lasssen Sie mich sagen, daß ein gegenwärtiges Heute mich so bedrängt, um ein ferneres Morgen oder Übermorgen ganz vor meinen Blicken zu verhüllen. Ihr Schreiben hat mir viel Freude gemacht, denn es versetzte mich auf eine so treue klare Weise ganz nah an Ihre Seite und mitten in Ihre Zustände, daß ich recht eigentlich daran theilzunehmen im Falle war. Möge Ihnen auch alles inzwischen zum Guten und Genüglichen gedeihen.

Nächstens erhalten Sie die verlangte Handschrift, wozu sich ja wohl ein heiteres Verslein finden wird; sehr gern trag ich dazu bey, wenn Sie einem neuerworbenen Freunde etwas Angenehmes erzeigen wollen.

Die von Ihrer Frau Mutter mitgetheilten Cölner Thorheiten erscheinen mir wirklich wie aus einem [17] andern Planeten; die Thorheiten die sich um mich her ereignen verlieren dagegen Glanz und Bedeutung. Im Ganzen aber freut es mich zu sehen daß jene Cölnischen Feste eher im Zunehmen als im Abnehmen sind; dießmal war auch der Gedanke gut und gab durch seinen Gegensatz Gelegenheit zu mancherlei Verbildung.

In Nürnberg hat man auch etwas Ähnliches versucht, es scheint aber viel mäßiger und beschränkter gewesen zu seyn.

Nun aber will ich enden, damit dieses Blatt noch heut abgehe, am Tage wo ich das Ihrige empfangen habe.

herzlichst

Weimar den 7. März 1828.

Goethe.

Vorstehendes hielt ich noch einen Tag zurück, damit die gewünschten Blättchen alsobald hinzugefügt würden welche sonst wieder zu zögern drohten.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1828. An Adele Schopenhauer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-807A-2