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An Christiane von Goethe

Da mein hiesiger Aufenthalt zu Ende geht; so denke ich an allerley und dein Gedanke ist gar nicht unrecht, daß ich manches auf einmal nach Weimar kommen lasse. Noch ein sehr brauchbarer Schrank steht bey Hendrich; ein Stein- und Bücherkasten ist schon gepackt. Manches andere wird sich finden, und da du noch ein Fäßchen von dem Muß willst; so thut man am Ende besser, daß man eine eigne Fuhre nimmt, als daß man die Sachen einzeln schickt und doch am Ende, durch Tragerlohn Trinkgelder, der Transport theuer genug wird.

Nun ersuche ich dich aber mir nächstens folgendes zu schicken und keinen Punkt zu versäumen.

1.) vor allen andern Dingen Geld, dessen ich höchst benöthigt bin, weil, wie es zu gehn pflegt, die Rechnung auch zu Hause ohne den Wirth gemacht wird.

2.) Von der Dresdner Grütze so viel daß ich mir alle Morgen kann in den Bouillon das nöthige einrühren lassen.

3.) Könntest du mir eine Liebe thun, wenn du mir Kalbsfüße in Gelée, die nicht gar zu sauer wäre, Sonnabend mit den Boten schicktest. Es ist mir gar angenehm, außer der Zeit, etwas dieser Art zu genießen, und hier kann man es nicht haben, wie man wünscht.

[81] 4.) Nun noch etwas ganz entgegengesetztes und ungenießbares.

Du erinnerst dich, daß in dem mineralogischen untern Zimmer des Gartenhauses, einige Stangen Erz befindlich waren. Sie sind schwer und sehen rauh aus. Wenn ich nicht irre, so liegen sie jetzt hinter dem Mineralien-Schrank links, gegen das Fenster zu. Wo du sie aber auch finden mögest, so schicke mir eine davon. Weiter wüßte ich jetzt nichts auf deinen Brief als von mir selbst zu sagen. Gutes brauch ich euch nicht zu wünschen: denn ihr habt's.

Was die Fuhre betrifft; so bestimme ich dir nächstens den Tag, wenn du sie herüberschicken sollst.

Grüße Carolinchen und die Theaterfreunde, die gewiß auch Augusten wiederzusehen viel Freude haben.

Ich wiederhole, daß wenn August artig seyn will, so wendet er eine halbe Stunde des Tags dran, mir zu schreiben. Es ist gar nicht übel in solcher Nähe sich durch Briefe und Billete zu unterhalten. Ebenso könntest du Carolinchen sagen, daß sie mir schreibe, wenn du auch nicht dictirtest.

Ich will nur eins bemerken, da sich in der Welt so viel durch Zufall macht; so wünschte ich nicht daß August auf eine pedantische Wiese diese oder jene Personen zu sehen vermiede. Besonders wünschte ich aber, daß er, wenn er sich nur einigermaßen produciren kann, den Prinzen Bernhard, auf irgend eine Weise, zu sehen, zu sprechen, ihm aufzuwarten suchte; welches [82] um so eher geschehen kann als er gar keine weiteren Hofverhältnisse hat, und also sich nicht erst von oben herein zu präsentiren braucht.

Nehmt also dieses zur Regel. Alles was sich zufällig giebt, das sucht zu benutzen und zu beobachten, und schreibt mir mit jeder Post, was sich ereignet hat.

Jena den 26. September 1809.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1809. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8095-4