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An Friedrich Schiller

Eben war ich im Begriff anzufragen, wie es Ihnen gehe, denn bey diesem langen Auseinanderseyn wird es einem doch zuletzt wunderlich.

[24] Heute habe ich zum erstenmal Mad. de Stael bey mir gesehen; es bleibt immer dieselbe Empfindung; sie gerirt sich mit aller Artigkeit noch immer grob genug als Reisende zu den Hyperboreern, deren capitale alte Fichten und Eichen, deren Eisen und Bernstein sich noch ganz wohl in Nutzen und Putz verwenden ließe; indessen nöthigt sie einen doch die alten Teppiche als Gastgeschenk, und die verrosteten Waffen zur Vertheidigung hervorzuholen.

Gestern habe ich Müller gesehen, wahrscheinlich wird er heute wiederkommen. Ich werde Ihren Gruß ausrichten. Er ist über das weimarische Lazareth freylich betroffen, denn es muß recht übel aussehen, wenn der Herzog selbst auf dem Zimmer bleibt. Bey allen diesen Unbilden habe ich den Trost daß Ihre Arbeit nicht ganz unterbrochen worden, denn das ist das Einzige von dem was ich übersehe, das unersetzlich wäre; das wenige, was ich zu thun habe, kann noch allenfalls unterbleiben. Halten Sie sich ja stille bis Sie wieder zur förmlichen Thätigkeit gelangen. Wegen Müllers hören Sie morgen bey Zeiten etwas. Das schönste Lebewohl.

Weimar am 23. Jan. 1804.

Auch die neue Litteraturzeitung schicke vielleicht noch heute Abend.

G. [25]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1804. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-80B9-3