17/4820.

An Friedrich Schiller

Eben war ich im Begriff anzufragen, wie es Ihnen gehe, denn bey diesem langen Auseinanderseyn wird es einem doch zuletzt wunderlich.

[24] Heute habe ich zum erstenmal Mad. de Stael bey mir gesehen; es bleibt immer dieselbe Empfindung; sie gerirt sich mit aller Artigkeit noch immer grob genug als Reisende zu den Hyperboreern, deren capitale alte Fichten und Eichen, deren Eisen und Bernstein sich noch ganz wohl in Nutzen und Putz verwenden ließe; indessen nöthigt sie einen doch die alten Teppiche als Gastgeschenk, und die verrosteten Waffen zur Vertheidigung hervorzuholen.

Gestern habe ich Müller gesehen, wahrscheinlich wird er heute wiederkommen. Ich werde Ihren Gruß ausrichten. Er ist über das weimarische Lazareth freylich betroffen, denn es muß recht übel aussehen, wenn der Herzog selbst auf dem Zimmer bleibt. Bey allen diesen Unbilden habe ich den Trost daß Ihre Arbeit nicht ganz unterbrochen worden, denn das ist das Einzige von dem was ich übersehe, das unersetzlich wäre; das wenige, was ich zu thun habe, kann noch allenfalls unterbleiben. Halten Sie sich ja stille bis Sie wieder zur förmlichen Thätigkeit gelangen. Wegen Müllers hören Sie morgen bey Zeiten etwas. Das schönste Lebewohl.

Weimar am 23. Jan. 1804.

Auch die neue Litteraturzeitung schicke vielleicht noch heute Abend.

G. [25]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1804. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-80B9-3