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An die geistliche Behörde in Bingen
[Concept.]
An Ew. Hochwürden geht hiebey mit der fahrenden Post ein Verschlag ab, worin sich ein Bild befindet, welches angesehene und wohldenkende Personen am Rhein und Mayn der Capelle des hochgefeyerten Heiligen gewidmet. Man wünscht, daß die glückliche Ankunft desselben baldigst an Frau Antonie Brentano, geborne von Birkenstock in Frankfurt, sowie an Unterzeichneten vermeldet werde.
Die Beylagen erklären das Nöthige sowohl den Gegenstand des Bildes, als auch die Art den Kasten zu eröffnen und die künftige Behandlung des Gemäldes. Man wünscht glückliche Ankunft und geneigte Aufnahme.
Weimar d. 15. July 1816.
[95]Gegenstand des Bildes.
Der heilige Rochus, in Pilgerkleidung, verläßt den schon von Dienern und Freunden völlig verlassenen Palast. Zu seiner Rechten sitzt ein Kind auf der Stufe, sich am Geschenk des silbernen Geräthes und Perlengeschmeides, das ihm zu Theil geworden, erfreuend. Zu seiner Linken steht ein zu spät gekommenes um eine Gabe. Der Heilige schüttet freundlich die letzten Goldstücke aus dem Beutel, ja man erwartet, daß er den Beutel selbst hingebe.
Unten zu seiner Rechten springt ein frohes Hündchen in zu begleiten. Es kann hier nicht jener wundersam hülfreiche Hund verstanden werden, der den Heiligen in späterer Zeit speiste, man will nur hier seine Sanftmuth und Wohlthätigkeit auch gegen Thiere andeuten, wodurch er in der Folgezeit auch wieder von solchen Geschöpfen nach Gottes Willen erquickt wurde. Die gebirgige Gegend, in die man über die Hofmauer hineinsieht, deutet auf die rauhen Pfade, die er betreten wird. Der Zug Vögel auf Wanderschaft überhaupt.
Bey Öffnung des Kastens ist zu beobachten:
1) Daß die vier Nägel, die mit Kreuzen bezeichnet sind, ausgezogen werden.
2) Daß die beyden Deckel oben und unten eröffnet werden.
3) Wird sodann die Seite des Kastens, worauf die Addresse steht, aufgebrochen, da sich denn
[96] 4) die inneren kleinen Bretter, in deren runden Öffnungen das Bild schwebend gehalten wird, entdecken und die Rolle sich leicht herausheben läßt.
5) Bittet man das Bild sobald als möglich auf den Blendrahmen zu bringen und es allenfalls bis dahin an einer Wand aufzuhängen.