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An Christiane Vulpius
Carlsbad den 14. Julius 1806.
Ich schreibe sehr gern wieder, weil ich gute Nachricht von mir zu geben habe und weil die Briefe sobald [157] hin und wieder gehen. Der Deine vom 7. Juli ist in vier Tagen zu mir gekommen und hinwärts, wie ich sehe, bleiben sie auch nicht länger unterwegs. Die Cur schlägt ganz gut bey mir an. Ich habe die Zeit her keine Unbequemlichkeit gehabt und hoffe das beste, wenn ich regelmäßig fortfahre. Es giebt hier viel Unterhaltung mit alten Bekannten die man wiederfindet, so wie mit neuen, die man macht. Madam Unzelmann ist angekommen und wird sich vier Wochen aufhalten. Sonst ist niemand hier, den du kennst. Es wird aber täglich voller, besonders von Russen und Polen. Auf kurze Zeit möchte ich dich und August wohl hier sehen; aber im ganzen ist's nicht für euch. Ich freue mich, daß dir's in Lauchstädt wohlgeht. Bleibe nur daselbst, grüße Augusten, wenn er kommt, und macht euch lustig. So lange ich hier bin, will ich jeden Montag schreiben, da ihr denn etwa jeden Freytag etwas von mir empfangen werdet. Grüße die Brandt und die Elsermann und sage ihnen, daß ich etwas für sie mit bringe. Überhaupt, wer freundlich und artig von der Gesellschaft ist, soll etwas haben: denn ich bringe verschiedenes mit. Von dem hiesigen Theater, das noch nicht eröffnet ist, schreibe ich etwas an Genast, von dem du dirs kannst erzählen lassen. Lebe recht wohl und grüße Augusten, so wie auch Geh. Rath Wolf und Minchen. Noch setze ich eigenhändig hinzu daß ich Dich und August herzlich grüße und euch alles Vergnügen [158] wünsche. Wenn es dich auch etwas mehr kostet, so hat's nichts zu sagen. Dein Brief kam den 12ten an und war mir um so angenehmer und lieber. Nun sage ich dir das beste Lebewohl und hoffe bald wieder auf einen Brief von dir.
G.