[147] [137]12/3561.

An den Herzog Carl August

Die Opale, durch welche Sie uns Ihr Andenken so schön und glänzend gezeigt haben, erschienen zur größten Freude des hießigen mineralogischen Kreises und wurden durch Kenner mancherley Art weit höher geschätzt als sie bezahlt worden. Ich habe sie nur einsweilen, gegen Quittung, in das Cabinet gegeben und was damit geschehen könnte nicht erklärt. Man wird sich glücklich schätzen sie dereinst für einen so mäßigen Preis als Eigenthum des Instituts anzusehn.

Die Münzen, für die ich bestens dancke, haben als ein gütiges Andencken von Ihnen, die Kraft verlohren mich an die traurige Quelle zu erinnern aus der sie geflossen sind.

Oberbergrath v. Humbold ist nun auch mit der sämmtlichen Caravane, bestehend aus zwey Müttern, zwey Männern, fünf Kindern, zwey Mägden und einem Bedienten nach Dresden abgereist und hat vielleicht irgendwo das Glück Ihnen zu begegnen.

Dr. Scherer ist in Weimar gewesen und hat sich in der Brauerey umgesehen, er findet denn freylich schon für den ersten Anblick manches das noch künftiger Verbesserung bedarf. Er ist von allen Seiten mit Adressen und Empfehlungen ausgestattet worden und hat, insofern es die Zeit erlaubte, sich [137] aufs beste vorzubereiten gesucht. Heute reist er ab und ich wünsche daß er recht ausgebildet und brauchbar wiederkommen möge.

Auch mir kommt, indem ich andre sich fortbewegen sehe, die Lust wieder an in die Welt wieder einmal hinaus zu blicken. Ich hoffe dazu Ihre Erlaubniß. Zu Anfangs Juli möchte ich meine Mutter besuchen, um doch einmal die Lage unsres Vermögens näher kennen zu lernen. Sie hat sich, durch höhere Procente und Vortheile gereitzt, bewegen lassen manche Capitalien in die auswärtigen Anleihen zu geben und ich wünschte nicht daß ein großer Theil unsrer Besitzungen auf solchem Boden ruhte. Meyer ist in Florenz nicht wohl, ich erwarte, daß er nach der Schweiz zurückgeht, wo er schon einmal wieder genas. Vielleicht würde ich einige Zeit mit ihm am Zürcher See zubringen, dessen Athmosphäre Wielanden so wohl bekommen ist.

Indessen hoffe ich biß dahin Sie wiedergesehen zu haben und Ihre Befehle und Gesinnungen zu vernehmen.

Die Früchte des Friedens sind noch immer sehr herbe, noch sieht niemand wie diese Wolcken sich verziehen und wohin sie ziehen können, und wir haben alle Ursache, besonders in diesem zweydeutigen Augenblick, demjenigen zu dancken der zur rechten Zeit die Neutralität für uns einleitete; denn es ist keine Frage daß in diesem Augenblick die Franzosen uns noch zuletzt, [138] so schlimm und schlimmer als die Rhein und Maynländer brandschatzen könnten und würden.

Ich wünsche recht herzlich daß das Bad Ihre physischen Übel abspülen und Sie uns recht gesund und heiter zurücksenden möge.

Leben Sie indeß vergnügt in dem Zirckel den Sie beleben und gedencken unter den Ihrigen auch meiner mit Wohlwollen.

Jena d. 6. Juni 1797.

Goethe.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1797. An den Herzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8105-2