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An Philipp Seidel

Rom d. 17. Febr.

Die Nachricht, daß Iphigenie angekommen ist freut mich sehr. Nun geh ich ganz frey nach Neapel.

Schreibe mir nur einmal, wie meine Caffe steht. Was Paulsen überhaupt von mir in Händen hat, und was mir von meiner Besoldung bis Ostern übrig bleibt, auch auf wieviel ich, deductis deducendis, biß zu Ende des Jahres rechnen kann.

[189] Ich freue mich, daß du wohl bist und meiner in Liebe gedenckst, gehe deinen Weg fort, sey fleisig in deinem Ämtgen, sey aufmerksam auf das, was sodann am nächsten liegt und sieh dich manchmal zur Erhohlung in einem weitern Felde um. Ich bin wohl und vergnügt. Auf die Neapolitanische Reise brauche ich schön Wetter, das hat sich eingestellt. Die Klarheit des Himmels ist unbeschreiblich, die Wärme gegen Mittag kaum zu dulden. Die Mandelbäume blühen, auch die Lorbeer, Buxbaum p. Über das Papiergeld sollst du befriedigt werden. Das Carneval giebt mir wenig Freude, man gewinnt dabey nur einen sonderbaren Begriff mehr. In die Theater komme ich auch fast gar nicht, man mag hier gar keine Zeit auf diese Gauckelpoßen verwenden, da man zu so viel soliden Betrachtungen Gelegenheit hat. Auch habe ich sehr wenig Menschen kennen lernen obgleich hier und da mancher interessanter Mann verborgen ist und vielleicht Lebenskluge an keinem Orte mehr sind, obgleich nur auf Einen Punckt gerichtet.

Ungeheuer ist übrigens die Masse wichtiger Gegenstände aller Art, sie wachsen nur wie aus der Erde. In den letzten Tagen macht ich einen Catalogus von dem, was ich noch nicht gesehen habe. Wie viel das ist!

Lebe wohl. Grüße meine Leute. Es ist recht gut, daß Hr. b. Knebel Götzen mitgenommen hat. Sutor[190] kann mir auch einmal schreiben wenn er Lust, und mir etwas zu sagen hat. Lebe wohl.

G.


Schreibe nur nach wie vor hierher, ich laße mir die Briefe wo ich auch sey nachschicken.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1787. An Philipp Seidel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-811D-E