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An Johann Friedrich Heinrich Schlosser

Erst nach und nach gelange ich zu dem ruhigen Genuß des vielen Guten, das mir am siebenten November überraschend geworden, und mein verspäteter Dank mag selbst als Zeugniß gelten, wie sehr ich auf vielfache Weise mich erfreut und gerührt gefunden.

[169] So wie der Eindruck des Unglücks durch die Zeit gemildert wird, so bedarf das Glück auch dieses wohlthätigen Einflusses und ich also desselben gar sehr, um nur wieder mir selbst anzugehören. Solchen Tagen sucht man sich im Augenblick möglichst gleichzustellen, fühlt aber erst hinterher, daß eine so ungewöhnliche Anstrengung einen abgespannten Zustand zur Folge haben müsse.

Und so komme ich endlich dazu, auszusprechen, mein Theuerster, wie Höchst angenehm mir die Sendung gewesen und welchen schönen Platz sie unter den reichen, mir gewidmeten Gaben, in diesen Stunden eingenommen.

Daß eine frühere, wie aus dem Gedicht selbst hervorgeht, extemporirte Freundlichkeit gegen meine ältesten Freunde sich so lange erhalten hat und nach so langer Zeit in einer übereinstimmenden Periode eigentlich erst zur Erscheinung kommt, ist gar merkwürdig und ich habe allerdings für die geneigte Mittheilung zu danken, welche sich auch hier einer allgemeinen Theilnahme zu erfreuen hatte.

Lassen Sie beyliegende Blättchen sich empfohlen seyn und erneuern dadurch mein Andenken bey Wohlwollenden und Getreuen; den Passavantschen bitte mich vorzüglich zu empfehlen.

Für die Mittheilung der kräftigen zeitgemäßen Lieder danke zum allerschönsten und schließe mit dem traulichsten Gruß an die lieben Ihrigen und mit dem[170] Wunsche, noch lange an einem so schönen und reinen Familienverhältnisse Theil nehmen zu können.

treu anhänglich

Weimar den 12. December 1825.

Goethe.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1825. An Johann Friedrich Heinrich Schlosser. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-816A-D