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An Carl Ludwig Kaaz
[Concept.]
Ich kann der angenehmen Augenblicke, welche ich Ihrer Bekanntschaft schuldig bin, nicht gedenken, ohne mich zugleich des Versprechens zu erinnern, wodurch ich mich verband auf eine Aufgabe zu sinnen, welche auszuführen einen Landschaftsmahler reizen könnte.
Ohne weitere Umschweife schreite ich zur Sache.
Die große Stille welche, in heißen Gegenden, zur Mittagszeit eintritt, machte den Bewohnern diese Epoche so ahndungsvoll und schauerlich als es sonst die Mitternacht zu sehn pflegt. Pan, der Gott, der weder gekannt noch gestört seyn wollte, blies nach dem allgemeinen Glauben in dieser Tageszeit sein einsames Lied. Ich würde rathen diesen Gegenstand zu wählen.
Pan würde unter einer ihm geweihten Eiche, welche sich theils durch ihr Alter, theils durch schickliche, ihm gewidmete Gelübde auszeichnen müßte, sitzen und sein Lied blasen. An der einen Seite zöge sich die Scene in eine angenehme Waldgegend zusammen. Ein Dichter, den Lorbeer und Leyer bezeichnen könnten (allenfalls Orpheus selbst), an der[72] Seite seiner Gattin im Gebüsche versteckt, belauschte den Gott.
Die andere Seite des Bildes würde sich, durch Mittelgründe, in eine weite Ferne verlieren, da denn die Composition selbst sowohl als die Staffage auf Hitze und Ruhe, auf Stille und Harmonie deuten müßte.
So viel sey genug um in Ihnen die Idee aufzuregen und eine Production zu befördern, die ich dereinst mit Vergnügen zu sehen hoffe.
Käme die Zeichnung noch vor Ende Augusts an, so würde sie sich bey unserer kleinen Ausstellung gewiß sehr vortheilhaft auszeichnen. In der Folge kann ich noch mit verschiedenen Gedanken zu einfachern und reichern Bildern dienen und es sollte mir sehr angenehm seyn wenn Sie einen oder den andern davon zu realisiren und ein fortdaurendes Verhältniß zu mir und den Kunstfreunden in unsrem Kreise zu erhalten geneigt wären. Der ich recht wohl zu leben wünsche. Weimar am 30. May 1800.