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An Carl Cäsar von Leonhard

Indem ich noch zweifle ob mein Schreiben vom 10. d. M. bey Denenselben angelangt, und ob ich bald Nachricht von Ihrem Befinden erhalten werde, so erreignet sich eine sehr glückliche Gelegenheit, Gegenwärtiges an Sie gelangen zu lassen.

Wenn in der jetzigen Zeit eine den allgemeinen Wünschen so sehr gemäße Umwälzung uns bedrängt und theilweise vernichtet, so daß der Verstand sich vergebens anstrengt um auszusinnen wie hieraus eine neue Gestaltung der Dinge sich ergeben möchte; so kann nichts tröstender seyn als die Gegenwart solcher Personen, die auf den obersten Stufen des irdischen Daseyns, der höchsten Bildung theilhaft geworden, deren Eigenschaften uns die tröstliche Versicherung einflößen, daß Vernunft und Menschlichkeit die Oberhand behalten und ein klarer Sinn das vorübergehende Chaos bald wieder regeln werde.

Der Frau Herzogin von Oldenburg Kaiserl. Hoheit haben, als ich von meinen Verhältnissen in der Mayngegend [34] sprach, und wegen der Verbundenen in Hanau einige Besorgniß äußerte, gnädigst geruht dieses Blatt übernehmen zu wollen, um es Ihnen einhändigen zu lassen, und, wenn es die Umstände erlauben, Sie selbst zu sprechen. Da ich in diesem Fall gar wohl von mir auf Ew. Hochwohlgeboren schließen kann; so wüßte ich nichts zu Ihrer Beruhigung und Aufrichtung in dem gegenwärtigen Augenblicke Wirksameres das Ihnen das Glück zuwenden könnte, als sich persönlich von den Vorzügen einer Dame zu überzeugen, die durch Worte und Beschreibung nicht zu schildern sind; ich erbitte mir dagegen Ihre wohlwollende Theilnahme und Mittheilung.

Unter besten Wünschen

Goethe.

Weimar, den 16. Novber. 1813.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1813. An Carl Cäsar von Leonhard. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8199-3