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An Friedrich Jacob Soret

[10. Juni 1831.]

Das Hausmannische Werk, theuerster Herr und Freund, hiebey dankbar zurücksendend, – lege zugleich drey Stücke der Revue de Paris bey, welche Ihro Kaiserlichen Hoheit zu erstatten bitte, mit Versicherung, daß diese Blätter mir das größte Interesse gegeben. Von der Revue française habe ich Nachricht, daß sie nicht weiter fortgesetzt werde. Es wird uns also diese Pariser, so lange sie sich aufrecht erhält, desto willkommener seyn.

Was soll ich aber von Herrn Dumonts Mittheilungen sagen? Ich habe nur noch wenig Blätter [228] zu lesen und sende das Werk morgen auf alle Fälle zurück. Es gewährt ein Interesse ganz ohne gleichen, man sieht sich auf einmal hinter den Coulissen und in dem Foyer, woher das Ungeheure ausgegangen. In das Geheimste von Mirabeau hineinzusehen, ist des besten Dankes werth, und das durch den Vortrag eines so wohlwollenden, thätig gebildeten, talentvollen und tüchtigen Mannes! Ich könnte ganze Seiten lang noch so meinen freudigen Beyfall aussprechen.

Wenn ich mich nicht fürchtete, in den Fehler Wielands zu verfallen, der immer das letzte Gute, was er las, für das Vortrefflichste und Vollkommenste pries, so würde ich sagen: eine Bibliothek über die französische Revolution ist nun einäugig, wenn sie dieses Werk nicht enthält.

Versteh ich die Ausdrücke Ihres gefälligen Schreibens recht, so wollen Sie mir die Billette Mirabeaus zu der Sammlung meiner Autographen gefällig widmen. Ich sehe dieses an als eine große und bedeutende Gabe und werde diesen Blättern ein kleines Heft widmen in Bezug auf Herrn Dumonts Werk, wenn ich solches in einiger Zeit wieder gelesen habe; wie ich mir denn solches wieder einmal ausbitte.

Ich habe von denen lange bey mir stehenden Kisten eine eröffnet, die jene merkwürdige Kobaltformation von Schneeberg enthält. Ein sehr genauer schöner Grundriß, ein numerirtes Verzeichnung und ein kurzer Aufsatz über die ganzen Zustände machen diese [229] Mittheilungen höchst interessant. Erkältete nur das unglückliche Wetter nicht noch die Betrachtung des Gesteines, das denn doch eigentlich keine Wärme mit sich führt.

Diese mögen denn aber im freundschaftlichen Innern niemals erlöschen und, soweit als nur möglich ist, sich nach außen, durch alle drey Reich, lebhaft ausbreiten.

in diesem Sinne

unwandelbar

Weimar den 9. Juni 1831.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1831. An Friedrich Jacob Soret. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-819A-1