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An Christian Gottfried Daniel Neesvon Esenbeck

Ew. Wohlgeboren

verbinden mich immer auf's neue, wenn Sie mich mit Ihren letzten Arbeiten gefällig bekannt machen. Durch Ihr größeres Werk konnte ich mich zuerst mit jenen fast unsichtbaren Naturerzeugnissen bekannt machen, da ich vorher als Freund faßlicher Gestalten beynahe einen Widerwillen gegen diese schwer zu unterscheidenden Geschöpfe, wie ich nicht läugnen will, empfand. Nun aber geben sie mir zu mancherley Betrachtungen Anlaß die ich nicht so leicht los werde.

Der Anblick jener in Ihrer neusten Sendung eingelegten Gentianen war mir höchst erwünscht, ich werde sie unter Glasfassen und Ihre Bemühungen an diesem schönen Geschlechte wieder beherzigen. In einer getrockneten österreichischen Flora, die unser Großherzog [152] mit von Wien gebracht, kommen herrliche Species hervor, auch die nahverwandte Swertia fehlt nicht. Leider können wir diese hochgesinnten Pflanzen nicht in unsere niedrigen Gärten herunter ziehen. – Ihre Anstellung als Lehrer freut mich unendlich, es ist ein großer Gewinn wenn man genöthigt ist sich mündlich mitzutheilen, besonders der Jugend; alles reift schneller weil man gar bald gewahr wird daß man das Esoterische in's Exoterische verwandeln und durch eine Wechselwirkung beider die wahre lebendige Wissenschaft aufbauen müsse.

Die Pantherische Schrift habe nicht erhalten, auch bis jetzt noch nicht gesehen, Ew. Wohlgeboren kommen meinem Verlangen nach diesem Werk so freundlich zuvor, daß ich mir kaum ein Gewissen mache Ihr gütiges Erbieten dreust anzunehmen.

Mögen Sie Sich von meiner unwandelbaren Theilnahme dagegen überzeugen und mir bald Nachricht geben wie es Ihnen auf Ihrem neuen Lehr- und Lebenswege gedeiht.

ergebenst

Weimar den 21. April 1818.

Goethe.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1818. An Christian Gottfried Daniel Neesvon Esenbeck. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-81B8-0