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An Christian Gottlob Voigt

Acht Tage sind mir freylich wieder durch höchst unerfreuliche Übel verloren gegangen und ich hätte solche noch übler empfunden, wäre nicht durch treuen Fleiß der Angestellten das Bibliotheks-Geschäft unausgesetzt fortgeschritten.

[190] Den Bibliothekar denke auf nächsten Sontag schon herüber zu citiren und mit Ende der Woche muß schon der Anfang gemacht seyn.

Was Ew. Excellenz wegen der Zukunft bemerken bedenke fleißig und hoffte solches schon vergangene Woche meine Kinder begleitend vorzutragen. Es geschieht nächstens. Die Einrichtung geht ganz natürlich aus der Sache selbst hervor.

Darf ich bitten beyliegenden Brief an Cattaneo nach Mailand besorgen zu lassen. Das andere Couvertirte möge Serenissimo gleich nach Ihro Ankunft zu Handen kommen.

Rückkehrendes Heft ist fürwahr von Bedeutung. Sachkenntniß und Überblick stehen im Gleichgewicht. Bezüglich auf Verfassung, scheint der Autor auf dem Punct zu stehen, wo die Franzosen 1789 den 17. Juni. Wir müssen abwarten wie der Deutsche jenem raschen Volk in seinen Epochen nachhinken wird. Aber sagen muß man, daß es das seltsamste Schauspiel von der Welt sey, das zu Hause nochmals auf dem Papiere zu erleben, was man dort im gewaltsamsten Drange aufeinander folgen sah.

Der Brief von dem jungen Osann hat mir viel Freude gemacht, er ist gerade in den Jahren alle diese Vortheile rasch benutzen zu können.

Übrigens will ich nicht läugnen daß ich schon längst überzeugt war, man habe nicht gar zu große Ursache die ausgegrabenen Rollen aufwickeln zu lassen, [191] da die Bibliotheken selbst noch recht viele, wenn auch neuere, Manuscripte besitzen.

Den seltsam betitelten Tubus habe ich mit Verwunderung, ja mit Bewunderung gesehen, ich möchte über das Wie nicht gar zu bald aufgeklärt werden. Berechnung und Bewegung in so mancherley Bezügen bringen etwas hervor, das ganz nahezu den Schein einer organischen Production hat. Haben Sie indeß die Güte mir mitzutheilen, was Sie weiter davon vernehmen.

Manches andere verspare zu nächster Sendung da ich heute leider noch mit sehr trüben Sinnen operire.

Mich angelegentlichst empfehlend, bestätigtes Wohlseyn wünschend

gehorsamst

Jena den 5. Juni 1818.

J. W. v. Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1818. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-81E6-8