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An Martin van Marum

[Concept.]
Wohlgeborner
insonders hochgeehrtester Herr.

Ew. Wohlgeb. gefälliges Schreiben hat mir schon vor einiger Zeit die Sendung angekündigt, die ich erst gestern von Göttingen erhalten habe; das Buch sowohl als die Versteinerungen sind wohlbehalten bey mir angelangt.

[338] Ersteres, das ich nur flüchtig durchlaufen können, hat mir schon eben so viel Vergnügen als Unterricht gewährt, indem es mir eine so wichtige Materie, durch einen klaren und schönen Vortrag, auf eine bequeme Weise näher brachte. Die durch so vielen Scharfsinn und Fleiß verbesserte Maschine wird Ihnen immer in dem Felde der Wissenschaften ein ehrenvolles Denkmal bleiben. Für die mit so vieler Vorsicht angestellten Versuche, für die genaue Schätzung der Resultate wird Ihnen jeder, dem es um Sachkenntniß zu thun ist, dankbar seyn, und welches Verdienst haben Sie sich nicht dadurch erworben, daß Sie den Forscher so mancher Versuche überheben, indem Sie die Puncte und Fragen worauf es nun eigentlich ankommt so deutlich auseinandersetzen! Mit lebhaftem Interesse werde ich das Werk nun im einzelnen studiren und den Freunden der Wissenschaften, die sich in meiner Nähe befinden, mittheilen.

Die Mastricher Versteinerungen, die sich vor so vielen andern durch Reinlichkeit, Zierlichkeit und gute Erhaltung auszeichnen, werde ich als einen besondern Schmuck meines Cabinets und als ein Zeugniß Ihres freundschaftlichen Andenkens sorgfältig verwahren; empfangen Sie sowohl für dieselben als für das schätzbare Werk meinen aufrichtigen Dank.

Wegen der Leskischen Katalogen bin ich noch nicht ganz glücklich gewesen. Als ein Zeugniß daß ich nicht gesäumt habe mich darnach zu erkundigen, mag [339] indessen ein Brief des Herrn Prof. Ludwig dienen, den ich hier beylege. Vielleicht kann die angeführte Stelle aus dem Leskischen Museo zu der Verfertigung eines Katalogen helfen.

Einem Freunde, der auf Weihnachten nach Göttingen geht, werde ich die kleine mineralogisch-technologische Suite von Schleifsteinen mitgeben, die sich aus dem Sachsen-Meinungischen Amte Sonnenberg herschreibt. Ich werde die topographische Beschreibung dieser Gegend beylegen, die von den verschiedenen Fabrikationen in dortiger Gegend Rechenschaft giebt, und wobey sich auch eine Charte befindet.

Sie verzeihen daß ich mich in dieser Antwort mei ner Muttersprache und einer fremden Hand bediene, in jener drücke ich mich bequemer aus als in jeder andern, und diese läßt sich besser lesen las meine eigne.

Von Bergrath Scherern liegt ein Brief bey und ich empfehle mich Ihrem fortdauernden freundschaftlichen Wohlwollen.

Weimar am 12. Dec. 98.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1798. An Martin van Marum. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-81E8-4