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An Friedrich Wilhelm Riemer

Sie erhalten, mein bester, hierbey abermals eine ziemliche Partie der vorgenommenen Arbeit, ich wünsche nur daß man nicht sagen möge: in doloribus pictam esse tabulam. Leider habe ich mich nie in einer so ungünstigen Lage befunden als diese letzten Monate, wo die Kranckheit Johns, durch das innere Mißverhältniß, das jetzt unvermeidliche Gegenstreben gegen das Äussere höchst schwer machte.

Alles, was wir schon früher beredet haben gilt auch von diesen Blättern. Einiges will ich noch bemercken.

1) In den vorigen Bänden haben wir lange Abschätze beliebt. Hier finden sich kürzere, mehr durch die [410] Gewohnheit des Schreibers als auch Absicht. Ich habe schon mit Bleystift das Zeichen des Aneinanderschließens gemacht, es soll nunmehr von Ihnen abhängen was Sie verbinden und ablösen wollen.

2) Ich übersende den Schluß des 12ten das ganze 13te und den größten Theil des 14ten Buchs. Diese beyden letzten werden die längsten unter allen und was wird nicht alles darin hinter einander zum Vorschein kommen.

3) der Titel und das Vorwort liegen bey. Sie heben solche bis zuletzt auf. Aus diesen Blättern ersehen Sie daß ich gewissermassen abschließe und ich hoffe Sie geben mir recht. Bey der Ausgabe meiner Wercke kann man in Einzelnen Aufsätzen gar manches Hierhergehörige schicklichen liefern und zuletzt wird ein Resumé, wenn man es belieben sollte, leichter.

4) Eben aus diesem Abschluß folgte natürlich, daß hie und da Prolepsen vorkommen, die vielleicht nicht übel thun. Wegen einer jedoch, Jakobi betreffend, bin ich zweifelhaft. Sie steht auf dem 43 Blat des 14ten Buches. Ich habe sie mit Bleystift eingeklammert und überlasse Ihnen sie abzudrucken oder auszustreichen.

5) Eben so hängt es von Ihnen ab die von mir eingezeichneten Correckturen, sie seyen mit Bleystift oder Dinte geschrieben aufzunehmen oder das Alte wieder herzustellen, vielleicht auch ein andres zu belieben.

[411] 6) Was der Conformität halber zu beobachten ist werden Sie gütig besorgen. Ich dancke zum allerschönsten daß Sie eine Revision übernehmen wollen; man kann sich auf die Meister und Gesellen gar nicht verlassen.

7) Sollte übrigens eine Wiederholung einer Maxime vorkommen, die nicht eine Amplification oder veränderte Ansicht enthielte; So würden Sie solche wo nicht auslöschen sondern zweckmäßig variiren. Denn ich kann bemercken daß gewisse Hauptbetrachtungen mich leiten. Das ist auch ganz gut, nur muß man es nicht zu oft aussprechen.

Das schönste Lebewohl.

Teplitz d. 24. Juli 1813.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1813. An Friedrich Wilhelm Riemer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8211-B