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An Johann Friedrich Rochlitz

Ew. Wohlgeboren

empfangen meinen lebhaften Dank für Ihren vertraulichen Brief, dessen Inhalt ich bestens zu benutzen gesucht habe. Unsre Regie wird sich gleich bey ihrer Ankunft Ihren fernern gütigen Rath erbitten.

Einen Prolog habe ich nach Ihren Wünschen auch mitgegeben. Wollten Sie die Gefälligkeit haben, ihn durchzusehen und zu beurtheilen, ob er am Platz paßt, welches man in der Entfernung nicht so gut empfinden kann.

[330] Da übrigens die älteren Schauspieler Ihnen schon bekannt sind und sich eher zu produciren wissen, so wollte ich Ihnen besonders jüngeren empfehlen, den Nachwuchs, dessen Emporkommen uns bey der Lage unsres Theaters höchst angelegen seyn muß.

Demoiselle Elfermann, ein munteres Kind, von gutem Betragen, wird Ihnen gefallen und Sie vielleicht anlocken, ihr über diese oder jene Rolle etwas zu sagen. Sie hat etwas Manier von Berlin mitgebracht, worüber sie aber schon aufgeklärt ist und nur manchmal einer kleinen Erinnerung deshalb bedarf.

Die Herren Lorzing und Deny sind gute gesittete Leute, nicht ohne Talent und von besten Willen. Da sie nunmehr in Routine kommen, so wird es auch mit ihnen vorwärts gehen.

Im Ganzen bin ich überzeugt, daß der Aufenthalt in Leipzig für unsre Gesellschaft sehr wohlthätig seyn wird, besonders wenn sich einige Kenner und Freunde zu Mittelspersonen zwischen höchst nothwendig ist, damit man sich bald wechselseitig befreunde und keine Mißverständnisse entstehen.

Ich wünsche, daß alles gut gehen möge, und daß Ew. Wohlgeboren zuletzt mit Zufriedenheit das Amt eines Epilogisten übernehmen möchten. Denn wenn man einen Prolog noch allenfalls in der Ferne schreiben kann, so darf der Epilog nur aus einer unmittelbaren Nähe entspringen.

[331] Zu Ende dieses Monats geh' ich nach Carlsbad und hoffe dort von Zeit zu Zeit sich wieder zeigenden Übel, wo nicht völlige Genesung, doch Linderung. Möge dieser mein Brief auch Sie von jedem Anfall befreyt antreffen. Gesundheit brauchte man wohl niemals mehr als gegenwärtig. Mich zu geneigtem Andenken empfehlend

Weimar den 12. May 1807.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1807. An Johann Friedrich Rochlitz. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8215-3