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An Friedrich Wilhelm Gubitz

[Concept.]

Schon längst hätte ich mir eine Gelegenheit gewünscht Ew. Wohlgeb. zu danken für die manchen angenehmen Augenblicke, welche ich an Ihren Kunstwerten, auch dichterischen und schriftstellerischen Arbeiten genossen. Ich ergreife die gegenwärtige und kann Sie meiner aufrichtigen Theilnahme versichern.

[264] Eben diese Verbindlichkeit aber die ich gegen Ew. Wohlgeb. fühle setzt mich in einige Verlegenheit. Außer dem Cottaischen Almanach werden Sie nirgends Beyträge von mir finden und doch vergeht wenig Zeit, daß nicht dergleichen freundliche Wünsche zu mir kommen. Aber eine Art Gelübde hält mich ab, sie zu gewähren, dessen Veranlassung ich gar wohl vertraulich mittheilen kann. Ich mußte sehen wie ältere Zeitgenossen, vor allen Wieland und Gleim ihre Namen zuletzt höchst geringschätzig machten, jener daß er den seinigen auf dem Merkurtitel stehen ließ, ohne den mindesten Antheil mehr daran zu nehmen, dieser, daß in allen Almanachen, Zeitheften und Blättern unter seiner Firma die unbedeutendsten Reimlein ausgeboten wurden. Unter meinen Papieren liegen noch Spottgedichte die ich deshalb verfaßt, mit dem festen Vorsatze, auf keine Art mich in den gleichen Fall zu setzen.

Bis jetzt bin ich dabey verharrt, und muß mir erst überlegen was gegenwärtig vergönnt und Recht sey.

In Betrachtung nun so mancherley Verhältnisse, welche in andern Fällen nicht Statt fanden, will ich ein kleines Gedicht, das Wohltätigkeit empfiehlt, zu Ihrem ersten Zweck übersenden; zu Ihrem zweyten Vorsatze beyzutragen, kann ich mir wenigstens einige Hoffnung machen.

Dabey kommen Sie aber auch selbst in Gefahr. Der Gedanke meinen west-östlichen Divan herauszugeben [265] beschäftigt mich gegenwärtig. Zu solchem Zweck sind kleine Druckerstöcke höchst wünschenswerth. Die westliche Gewohnheit, Gedichte mit Bildern zu schmücken, um ihren Inhalt zu ergänzen und anschaulich zu machen, ließe sich mit der östlichen Sitte, die ganz gestaltlos ist, anmuthig verbinden. Z.B. wurde an der Stelle des * eine Vignette, wie die beykommende, einen bedeutenden und angenehmen Eindruck machen. Vielleicht könnten Sie gleich dieses anmuthige Bild benutzen und durch Ihre kunstreiche Hand dem Gedicht seine wahre Bedeutung geben.

Weimar d. 10. December 1816.

Die Zeichnung ist so bald nicht fertig geworden und überhaupt ist mir wegen der Zierrathen noch ein anderer Gedanke beygegangen. Mögen Sie mir mit umgehender Post das Format schicken, in welchem Ihre Schrift herauskommen soll, so könnten wir mit unsern Vorschlägen schon einige Schritte weiter gehen.

Das Beste wünschend.

Weimar d. 10. December 1816.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1816. An Friedrich Wilhelm Gubitz. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8234-E