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An Johann Heinrich Merck

[28? März.]

Ich habe dir lange nichts gesagt, und hat doch mancherley Anlaß. Der Herzog hatte gute Tage in Cassel und Göttingen gehabt, es hat mich sehr gefreut und ich denke, er hat auch da auf die Menschen gute Sensation gemacht. Schreibe mir ein Wort darüber.

Die Zeichnungen sind sehr hübsch und vermehren meine Sammlung ansehnlich. Nach und nach bring ich noch etwas zusammen. Sorge gelegentlich für mich, der Huysum ist ganz allerliebst. Du weißt, [99] was für eine kindische Liebe mich an die Sachen bindet.

Dein Erasmus ist ein Monument erzteutschen Fleises. Eine Reinlichkeit und Haltung bey der höchsten Mühsamkeit, die sich kaum denken läßt. Doch ist es von einem subalternen Menschen gemacht, wie man gleich sieht, wenn man's mit dem Kupfer zusammenhält. Der lebendige Hauch ist verschwunden, und die Geister sprechen nicht aus allen Winkeln wie im Original.

Sag mir etwas von deinem Aufenthalt in Cassel, von den Göttingern, von Büttnern und seiner Bibliothek und was man von dem Herzog gesagt hat. Es solls niemand erfahren.

Adieu, Alter. Behalte mich lieb. Ich lebe in meinem Wesen fort. Behelfe mich oft und dann gehts wieder einmal. Das Clima ist abscheulich und ich bin ein bestimmtes Barometer. Wo du etwas von Everdingens Radirungen auftreiben kannst, schick es doch ja. Neulich hab ich die ganze Sammlung beysammen gesehn; man will sie aber nicht hergeben. Seit ich diesen Menschen kenne, mag ich weiter nichts ansehn. Jetzt wirds in meinem Garten recht hübsch. Über meine mineralogischen Progressen würdest du erstaunen. Adieu, Alter.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1781. An Johann Heinrich Merck. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8257-F