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An Carl Franz Anton von Schreibers

[Concept.]

Ew. Hochwohlgeboren

höchst freundlichen Antheils war versichert, als ich nach kurzen, aber schweren Leiden wieder in die Welt zurück trat und sogleich in Sorgen wegen unserer verehrtesten Großherzogin mehrere Tage schweben mußte; es waren trübe Wochen, die sich nach und nach aufklärten. Nehmen Sie meinen herzlichsten Dank zugleich auch für die warnende Vorsorge! Glauben Sie der Versicherung, daß ich nicht mehr arbeite, als nöthig ist, um Tag und Stunden mit einigem Interesse hinzubringen.

Die übersendeten Bücher sind, glücklich angekommen, und ich verfehle nicht, sie Serenissimo bey Höchst Ihro Rückkunft schuldigst vorzulegen. Gegenwärtig ist der Hof in Wilhelmsthal, wo sich unsere verehrteste Frau Großherzogin von harten Leiden völlig zu erholen hoffen kann.

Herr v. Froriep dankt zum schönsten für das übersendete Exemplar der brasilianischen Nachrichten; auch mir waren sie höchst angenehm, sodaß ich sie von Anfang bis zum Ende fleißig durchgelesen. Darf[90] ich wohl bitten, mich bey diesem Anlasse Herrn Doctor Pohl bestens zu empfehlen? Ich hatte das Glück, bey seiner Durchreise durch Eger, obgleich nur auf wenige Stunden, ihn zu begrüßen und höchlich zu schätzen.

Die Seite 111 und 112 der brasilianischen Nachrichten verzeichneten Mineralien wünschte freylich in vollständiger Reihe zu sehen und mich Ew. Hochwohlgeboren belehrender Erklärung dabey zu erfreuen; einiges ist mir durch Herrn v. Eschwege bekannt geworden, vielleicht daß, wie schon früher durch Ihre Güte geschehen, irgend eine Einzelnheit auch zu uns gelangen könnte.

Worum ich aber förmlich zu bitten wagen, ist um einige Musterstücke des Seite 113 gemeldeten Sandsteins, welchen Herr v. Eschwege Itakolumit benannt hat, worin sich denn auch der biegsame Sandstein, lagerweise, findet. Von dieser letzten Abänderung besitzen wir einige hübsche Stücke; allein mein Wunsch wäre, von dem Sandstein, der noch nicht biegsam ist, besonders da, wo er grobkörnig wird, ja sogar größere, pistazienähnliche, spindelförmige Quarzkörner in sich schließt, einige Stücke zu erhalten. Ich bin auf der Spur, ein gleiches oder ähnliches Gestein in Deutschland zu entdecken, und würde später nicht verfehlen, wenn es gelingt, Musterstücke zu übersenden.

Mit aufmerksamer Erwartung sehe ich allem dem entgegen, was Sie uns von jenen großen Unternehmungen [91] als Ausbeute versprachen. Wie ich denn schließlich die Erhaltung Ihrer höchst schätzbaren Gewogenheit mir angelegentlichst erbitte, auch den Wunsch hinzufüge, daß es mir nur einigermaßen gelingen könne, irgend etwas Gefälliges gegen so vieles Freundliche leisten zu können.

Weimar den 22. Juni 1823.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1823. An Carl Franz Anton von Schreibers. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-82E4-4