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An Friedrich Joseph Schelver

[Concept.]

In so fern ich Sie, mein werther Herr Doctor, durch Ihre Arbeiten, durch Männer die ich schätze, und durch eine kurze Unterhaltung habe kennen lernen, fühle ich wohl den Wunsch in mir erregt: daß Sie zu den unsrigen gehören möchten; nur ist die Frage: ob die, durch den Tod des guten Batsch, erledigte [195] Stelle, um welche Sie sich, nebst andern, bewerben, von der Art ist, daß Sie solcher, auf die Dauer, mit Zufriedenheit, vorstehen mögen.

Dagegen hat Fürstl. Commission, bey Besetzung dieser Stelle, so manches in Betrachtung zu ziehen, daß sie bisher zu einem Entschluß nicht gelangen können, welche Bedenklichkeiten jedoch gehoben seyn würden, wenn Sie, werthester Herr Doctor, sich entschließen könnten, die Besorgnis gedachten Instituts, etwa auf zwey Jahre, zu übernehmen, so daß beyden Theilen, vor Ablauf derselben, eine Aufkündigung des bestehenden Contracts frey bliebe.

Sie würden in dieser Zeit zweyhundert Thaler, welche Professor Batsch erhalten, gleichfalls genießen, wobey man das freye Quartier zuzugestehen geneigt ist, wogegen Sie sich aller Obliegenheiten unterziehen, das Institut möglichst zu befördern und der Akademie zu nutzen suchen würden.

Eine solche Übereinkunft ist um so eher denkbar, als diese neue Anstalt mit der Organisation der Akademie in keinem Verhältnisse steht, sondern von einer unmittelbaren Commission dirigirt wird.

Hat man nun bey einer solchen Einrichtung keine andere Absicht, als, in einer bedeutenden Angelegenheit, welche Serenissimum persönlich interressirt, mit schuldiger Vorsicht zu Werke zu gehen; so wünscht man nichts mehr, als daß, nach Ablauf gedachten Contractes, derselbe, mit beyderseitiger Zufriedenheit, [196] verlängert, ja auf die Lebenszeit eines geprüften Mannes ausgedehnt werde.

Mögen Sie mir im Allgemeinen Ihre Entschließung melden; so würde ich um so mehr das Besondere bald nachsenden als zu wünschen ist, daß Sie, im Bejahungsfall, nächstens eintreffen möchten.

Weimar am 10. März 1803.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1803. An Friedrich Joseph Schelver. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-832C-D