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An Christian Gottlob Voigt

Ew. Excellenz nehme mir die Freiheit ein kleines Actenstück zu übersenden, mit der gehorsamsten Bitte demselben einige Blicke zu gönnen.

Seit Anwesenheit des Professor Döbereiner und Anschaffung des Göttlingischen Apparats, war dasjenige mehrmals zur Sprache gekommen, was an unserem physisch-chemischen Instrumenten-Vorrathe noch allenfalls abgehen möchte, worüber man denn, nachdem das Vorhandene aufgestellt und geordnet war, noch klarer werden mußte.

Zwar hatte schon hierüber Doctor Seebeck bey seiner Durchreise im Sommer sein Gutachten abgegeben, allein da ich mir eine speciellere Kenntiß dieser Dinge nicht anmaße, noch mehr weil ich voraus sah daß ein ansehnlicher Kostenaufwand zu dieser Anstalt erforderlich sey; so ließ ich die Sache auf sich beruhen, irgend eine äußere günstige Veranlassung erwartend.

[276] Diese fand sich nun indem Doctor Seebeck bey seiner Rückreise bey mir einsprach, da ich denn die Desiderata mit ihm Stück vor Stück durchging.

Zufälliger Weise befand sich der hiesige geschickte Hofmechanicus Körner in Jena, und ich verfügte mich mit Doctor Seebeck dahin um in seiner Gegenwart mit Professor Döbereiner, den Hofmechanicis Körner und Otteny, dem Hofkupferschmidt Pflug und anderen die Sache durchzusprechen, damit klar würde worin die Bedürfnisse eigentlich bestehen, und wie hoch der Aufwand dieselben sich belaufen könnte.

Beydes liegt nunmehr in dem gegenwärtigen Actenfascikel am Tage und wird sich von Zeit zu Zeit noch mehr aufklären; denn die Ew. Excellenz aus dem Verhandelten sehen werden; so ist nicht allein bey dieser Expedition die Untersuchung vorgenommen worden, was zu leisten sey und was das zu leistende allenfalls für Kosten machen könnte, sondern man ist auch mit Anstalten und Bestellungen vorgeschritten, damit sobald als möglich etwas geleistet werde.

Dieses letztere würde zu unternehmen ich nicht gewagt haben, wenn mir nicht gelungen wäre, durch eine zwar nicht künstliche, aber doch glückliche Operation, das zu diesem Zweck nöthige Capital anzuschaffen, und zugleich für die Interessen und den Amortisationsfonds Mittel zu finden.

In diesem Betracht werden mir Ew. Excellenz meine Voreiligkeit verzeihen, und mir erlauben daß[277] Ich mein kleines Finanzgeheimniß bey mir noch einige Zeit im Stillen bewahre.

Wie aus den gegenwärtigen Acten zu ersehen ist kann alles vor Michael beysammen seyn, da ich denn wünsche daß Ew. Excellenz auf die vollständigere Einrichtung unserer Museen einen freundlichen Blick werfen möchten.

W. d. 16. Febr. 1812.

Goethe. [278]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1812. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8370-2