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An Carl Cäsar von Leonhard

Ew. Hochwohlgeboren

muß, damit nur wieder einmal ein Anfang sey, bey'm Jahreswechsel ein flüchtiges Wort zusenden, mit der Versicherung, daß ich Ihrer zeither täglich gedacht habe.

Die crystallographischen Andeutungen bey persönlicher, nur allzu schnell vorübergegangener Gegenwart habe nicht los werden können, bin aber, in Ermanglung gehoffter Modelle, der weiteren Ausführung im Handbuch der Oryktognosie unter meinen Verhältnissen nicht gewachsen, ob ich gleich Hoffnung habe, auch darin mich weiter zu bewegen.

[266] Denn mich ermuntert und fördert Herr Soret von Genf; er ist bey unserem jungen Prinzen angestellt und aus der Hauyischen Schule mit schöner Freyheit und Umsicht hervorgegangen.

Die chemisch-oryktognostischen Ansichten, die ich durch persönliche Bekanntschaft des Herrn Berzelius mir theilnehmender zu eigen machte, führen mich auch Ihrem Handbuche näher, welches als Nachweisung von Literatur, Synonymen, chemischen Bestandtheilen, örtlichen Vorkommnissen immer zur Hand ist. Nehmen Sie also dafür meinen schönsten Dank.

Lassen Sie mich von Ihrer Pariser Reise was mir frommt baldigst wissen; so wie denn auch das, was Sie über die Gebirgsfolgen herauszugeben gedenken, von mir sehnlichst erwartet wird.

Ferner aber werd ich Sie ersuchen, mir mit diesem und jenem Naturkörper, wie sonst freundlich geschehen, wenn es ohne Aufopferung thunlich ist, manche Lücke auszufüllen, die in meiner compendiosen Sammlung bisher unvermeidlich blieb; nun aber, nach Ihrem Handbuch untersucht, nur allzu sicher an den Tag kommt.

Der ich mich zu wohlwollenden Andenken bestens empfehle und mich hochachtungsvoll unterzeichne.

gehorsamst

Weimar den 6. Januar 1823.

J. W. v. Goethe. [267]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1823. An Carl Cäsar von Leonhard. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-83A5-E