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An Friedrich Heinrich Jacobi

Gar oft, mein theurer alter Freund, komme ich in Versuchung dir von meinen Zuständen und Thätigkeiten [160] einige Notiz zu geben, dann aber steh ich wieder an, weil man niemals weiß, ob denn das was uns interessirt, grade auch die Freunde unterhalten, beschäftigen und aufregen werde. Da überläßt man es denn dem Glück, wie irgend etwas in ihre Hände oder sonst zur Kenntniß gelange, ohne weitere Theilnahme zu hoffen oder zu fordern.

Gegenwärtig senden wir ein hübsches, artiges, gutes Kind nach München, um dort, als am günstigsten Orte, ihr Künstler-Talent auszubilden. Empfange sie um meinetwillen freundlich, bis du, aus eignem Trieb und Überzeugung, ihr wohlgefällig und nützlich seyn magst. Sie kann dir von unsern Umgebungen, Wirksamkeiten und Getreibe aus eigner Ansicht erzählen, vielleicht treuer und lebendiger als man es selbst thäte.

Ich bin jetzt schon ein Vierteljahr in Jena und, meinen alten Neigungen gemäß, fast nur mit Naturgegenständen beschäftigt. Wohin ich mich vor Ende des Sommers noch wende, ist mir selbst nicht ganz klar. Leider werden mich meine Wanderungen auch dießmal schwerlich in deine Nähe führen.

Und somit lebe wohl und gedenke mein unter den Deinigen

guter Zeiten eingedenck

Jena den 3. July 1817.

Goethe. [161]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1817. An Friedrich Heinrich Jacobi. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-83B9-2