[21] 16/4477.

An Gottlob Heinrich Rapp

[Concept.]

Schon so lange habe ich Ihnen, hochgeschätztester Herr, nicht geschrieben, welches um so unverzeihlicher scheint, als ich auf einen Brief Antwort schuldig geblieben, der eine solche am ersten zu fordern schien; allein ich kann mich durch den Zustand entschuldigen, in dem ich mich das ganze vergangene Jahr befunden. Eine tödliche Krankheit riß die Fäden meines Lebensganges ab, die ich, bey successiver Erholung, nur langsam wieder anknüpfen konnte, eine Reise ins Bad, welche, mit ihren Folgen, ein Vierteljahr dauerte, setzte mich in eine, zwar heilsame, doch auch den Geschäften keineswegs vortheilhafte Zerstreuung, und erst beynahe jetzt kann ich sagen, daß ich in meine früheren thätigen Verhältnisse wieder völlig eingetreten bin.

Nach diesem Eingange darf ich mich kaum zu sagen schämen, daß Ihr gefälliger Brief, den ich auf der Reise erhielt, mit einigen andern Papieren, verlegt worden und daß ich Sie daher ersuchen muß mir das Datum jener für mich geleisteten Auslagen nochmals gefällig zu bemerken, ob gleich solches auch aus einer Berechnung mit Herrn Cotta, um die ich ihn [21] in beyliegendem, zu gefälliger Bestellung empfohlenen Briefe, gegenwärtig ersuche, sich ergeben muß. Möchten Sie mir doch eine Copie des Briefs wodurch ich diese Zahlung veranlaßt, mitschicken, ich werde alles schuldigermaßen zu berichtigen wissen.

Zugleich ergeht noch eine andere Bitte an Dieselben. Es ist uns nämlich, von Stuttgard aus, ein Tapezier empfohlen worden, der, wenn ich nicht irre, den Namen Villeneuve führt. Da nun gegenwärtig diese Arbeit bey unserm Schloßbau mit Macht zu betreiben ist, so wäre vorerst die Frage: in wie fern auf einen solchen Mann in Absicht dessen was zu diesem Handwerk gehört, ein Zutrauen gesetzt werden könnte? worüber Sie ja wohl von Kunden und Sachkennern einiges Urtheil einziehen möchten. Sodann fragte sich: ob dieser Mann, und auf welche Bedingungen er sich hierher begeben möchte? zur Arbeit und Aufsicht, die sich immer ein Paar Jahre lang nöthig machen wird.

Möchten Sie mir hierüber gefällig nächstens einige Auskunft geben, so würden Sie mich dadurch aufs neue verpflichten.

Ich wünsche bey dieser Gelegenheit zu hören, daß Sie in dem Kreise Ihrer Familie und Freunde sich wohl befinden, und daß in demselben auch manchmal meiner gedacht wird. Empfehlen Sie mich durchaus und erhalten mir die alten freundschaftlichen Gesinnungen.

Jena am 25. Jan. 1802.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1802. An Gottlob Heinrich Rapp. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-83BB-D