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An Silvie von Ziegesar

Indem ich Ihnen geliebteste Silvie, den dritten Kalender sende; so will ich wohl damit sagen daß, da ich nicht hoffen kann Sie das nächste Jahr täglich zu sehen, ich jeden Tag den ich in Ihrer Nähe zubringe für drey feyern will; ja es könnte jeder für ein ganzes Jahr gelten und so würde man in der Continuation mit Vergnügen Methusalems Alter erreichen, ohne sonderlich zu altern. Daß Sie mit Ihrer theuren Mutter nach Jena ziehen, gereicht auch mir zum großen Trost. Sie empfinden gewiss wie Ihre Sorge, Ihr Kummer mich ängstigt. Warum soll ich Sie nicht in Ihrer natürlichen Lage der Ruhe und Heiterkeit dencken, die Ihnen so wohl ansteht.

Für das schöne Obst, das zierliche Tuch besonders aber für Ihre lieben Worte den herzlichen Danck. Seyn Sie nicht karg gegen Ihren Freund mit dem Ausdruck dessen was Sie für ihn empfinden es ist gewiß gut angewendet.

Nächstens kommt auch der Nachtrag zum Jahrmarckt, [211] zwar einfach an sich, doch etwas seltsam verziert. Ich wünsche daß er Ihnen nicht mißfalle.

Beyliegendes Ihrem Herren Vater mit den besten Empfehlungen.

Paulinchen ist hier. Ein eignes Wesen wie ich's noch nicht kannte bald liebevoll und zutraulich, bald neckend und eigen.

Die Tages Eintheilungen der Woche sind wieder gemacht und so rauscht die trübe Zeit auch hinweg.

Leben Sie recht wohl. Sagen mir viel von Sich und bleiben mir Silvie wie ich Sie nun einmal kenne.

d. 12. Nov. 1808.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1808. An Silvie von Ziegesar. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-83E6-B