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An Carl Ludwig von Knebel

Du hast mich, mein theuerster Freund, durch die reine und ernstliche Theilnahme an meinem Epilog sehr erfreut. Die selbstständige Poesie muß in diesem Augenblick verzweifeln, da nichts als stoffartige Wirkungen verlangt werden und dieser Zustand noch lange genug dauern mag. Es wird lange werden, bis man wieder einmal die Kunstwerk an sich betrachtet.

Wegen deines Sohnes sage ich nur so viel: seine Krankheit kam recht zur ungelegenen Zeit. Der Herzog ist jetzt so obruirt, daß ihn nur das augenblicklich Gegenwärtige beschäftigen kann. Wenn er zurückkehrt, muß sich Carl sogleich präsentiren, oder sich vielmehr präsentiren lassen, durch Herrn von Gersdorff, an welchen in der Zwischenzeit das Gesuch zu wiederholen wäre. Aber nun ist die Frage, worum man nachsuchen will? Ich würde rathen, um eine Stelle bey dem Linien-Bataillon; denn das ist ein respectabler Körper, dessen Glied zu seyn man [69] sich nicht schämen darf. Aus dem beyliegenden Billet des Herrn von Gersdorff siehst du aber, daß man übercomplett ist. Doch benimmt er als ein wohlwollender Mann nicht alle Hoffnung.

Vor den Freywilligen habe ich allen Respect, wenn sie von Hause aus Masse machen uns der Geist, der sie vereint, eintritt, anstatt des Handwerks, das sie noch nicht verstehen. Auch unsern paar Männchen will ich ihr Glück nicht absprechen; aber sie müssen doch immer, wo nicht untergeschoben, doch angeschlossen werden. Was daraus entspringen kann, muß die Zeit lehren; ich wünsche, daß mein Mißtrauen möge beschämt werden. Überdenke die Sache und entschließe dich, ich will darüber nochmals mit Herrn von Gersdorff verhandeln, denn am Ende kommt doch das Meiste auf den Departements-Chef an. Das Billet zeigst du niemanden, es enthält zwar keine Geheimnisse, aber es ist doch besser, daß nicht jedermann das Detail wisse.

Mein August geht mit Kammerrath Rühlmann nach Frankfurt am Main, um ein sehr leidiges Geschäft zu besorgen; die Jugend hat aber jetzt keine andere Aussicht als auf Gefahr und Quälerey, und darin mag sie sich denn finden. Lebe wohl und gedenke mein unter den Deinigen und Freunden.

Weimar d. 23. Dec. 1813.

Goethe. [70]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1813. An Carl Ludwig von Knebel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-840F-7