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An Johann Jacob von Willemer

Zu großem Nutz und Frommen ist in das stille Hauswesen abermals eine Gesellschaft von zwölf Aposteln gekommen, welche den besten Segen versprechen.

Von der vorigen Sendung war noch ein Individuum übrig geblieben, welches wir gar sorgfältig aufbewahrten und solches als ein Heckemännchen sehr verehrlich behandelten. Indessen wurden aber allerley heidnische, ja noch schlimmere Handlungen vorgenommen, um ähnlichen Genuß zu erlangen, wie beykommende Figur andeutet. Die angebohrten Tische jedoch wollten keine Erquickung geben, bis denn endlich wahre, freundschaftliche, segenreiche, fromme Wohltat in Haus und Keller gelangte. Damit aber der schuldige und sogern entrichtete Dank nicht verzögert werde, so möge Beykommendes sogleich abgehen, eh ich noch das liebliche Lied zu einer freundlichen Zither vernommen habe. Dieser Winter liegt leider sehr klanglos um mich her, daher mir sehr oft der Eintritt in das rothe Männchen als höchst wünschenswerth wo nicht gar [227] als nothwendig erscheint. Denn ob gleich ein jeder gar wohl thut, an dem Orte wo er sich befindet fest zu halten und nach Möglichkeit zu wirken; so ist die Versuchung doch gar zu groß, offne Freundesarme und Thore in der Ferne mit der zutraulichsten Gewißheit vor sich zu sehen. Möge es Ihnen allen wohlergehen, wie ich denn hoffe, daß Sie nicht erschrecken sollen, wenn es in tiefer Nachtzeit am ernsthaften Thore zuweilen poltert und klingelt. Möchte das Gespensterwesen doch einmal in Wirklichkeit ausarten.

Ein tausendfaches Lebewohl!

Weimar d. 8. November 1816.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1816. An Johann Jacob von Willemer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8482-3