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An Franz Kirms

Wenn ich Ew. Wohlgeb. den Unmuth, den ich über unsern Verlust empfinde, in allem seinen Umfang ausdrucken wollte, so würde ich nur den Verdruß, den Sie selbst darüber empfunden, auf's neue rege machen. Dieser Unfall betrifft Sie schärfer als mich, da Sie der Casse unmittelbar und im Einzelnen vorstehen und zu mir die Resultate, die bisher meist günstig waren, zu gelangen pflegen. Ich fürchte zwey Dinge: daß wir von der verlorenen Summe nichts wieder erhalten und daß dieß nicht das letzte Wagstück verwegner Menschen seyn wird. Möge es anders und besser ergehen!

[142] Nun aber noch ein Anderes! Wie Herr Molke auf seiner Reise auf den Rhein aufgenommen worden, wissen wir. Einige Äußerungen desselben machten mich aufmerksam. Nun wäre es gar nicht unmöglich, daß er die Unzelmannsche Rolle spielte, Entlassung verlangte und von dorther Vorschreiben bewirkte, die, man weiß nicht welchen, Eindruck machen könnten. Haben Sie die Güte aufmerksam zu seyn und, wenn irgend etwas verlautete, mit Einsicht und Energie zu handeln. Es ist bekannter als man glaubt, daß wir überklugen Weimaraner immer die Narren von jedem Fremden sind, der sich uns aufdringen oder uns etwas abgewinnen will. Verzeihen Sie diesen Äußerungen; aber wenn man immer leidet, so schreyt man einmal.

Ich empfehle mich zum allerschönsten und hoffe vor Ifflands Ankunft Sie zu begrüßen und gesund, wo nicht froh zu finden.

Jena den 13. Nov. 1812.

Goethe. [143]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1812. An Franz Kirms. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-848E-B