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An Sulpiz Boisserée

Was Sie mir von Ihren neuen Zuständen vertraulich schreiben, stimmt mit meinen Vorstellungen davon gar wohl überein. Sie werden von dem Werthe dessen was Sie überlieferten immerfort alle Ehre haben, und durch Abschluß dieses so wichtigen Geschäfts wird auch hoffentlich für Ihre Freyheit und den heitern Genuß Ihres Lebens gesorgt seyn, ob Ihnen gleich noch genug zu schaffen und zu wirken übrig bleibt.

[145] Der Brief an Herrn Baron Gérard liegt bey, Sie können dessen Verspätung der Wahrheit gemäß durch Ihre Abwesenheit entschuldigen; mein längst verfaßtes Concept liegt bey, keine Übersetzung wollte mir genügen und nur auf Ihre Anmahnung entschloß ich mich zuletzt.

Empfehlen Sie mich zum besten. Ich habe vor kurzen noch sehr Freundliches von Paris erhalten durch Herrn v. Humboldts Vermittlung. Es ist dem velociferischen Jahrhundert gemäß, daß man sich auch in der Ferne mehr kennt und gekannt zu seyn wünscht. Möge diese Rotation auch Ihren großen Unternehmen durchaus zu Gute kommen.

Die vier Bändchen der neuen Ausgabe meiner Werke sind in meinen Händen; man kann durchaus zufrieden seyn. In Augsburg haben Herr Reichel und der Revisor das Mögliche gethan, ich kann nicht genug zu ihrem Lobe sagen. Das Exemplar wird nun zum Behuf der Octavausgabe nochmals revidirt. Empfehlen Sie mich Herrn v. Cotta vielmals, dankend für seinen letzten Brief, der uns einigermaßen beruhigt. Lassen Sie uns nun die Jubilatemesse abwarten.

Meine Einleitung zu dem Abdruck von Manzoni's Werken lege bey; die vordere größere Hälfte kennen Sie aus Kunst und Alterthum; was von Seite XL an über Adelchi gesagt ist, erregt Ihnen ja auch wohl einige gute Gedanken.

[146] Mehr nicht für dießmal, ob sich gleich auch bey mir diese Zeit her manches Gute und Erfreuliche gesammelt hat, wovon wohl zu reden werth wäre. Nächstens mehr, aber lassen Sie mir auch den Fortgang Ihrer bedeutenden Wanderung nach und nach erfahren.

in alter Treue

Weimar den 20. April 1827.

J. W. v. Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1827. An Sulpiz Boisserée. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8497-6