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An Johann Friedrich Blumenbach

Ew. Hochwohlgeboren

trauen mir zu, daß ich mit größtem Vergnügen die Nachricht vernahm, unser gnädigster Herr habe, nach so viel genossenem Guten, wie es der vergangene Sommer gebracht, noch den Entschluß gefaßt, durch einen Besuch in Göttingen den Herbst zu krönen. Wie diese, wenn schon kurze Reise reich an wechselseitiger Freude und Mittheilung seyn werde, war vorauszusehen, und ich vernehme nun den Erfolg mit allen seinen Einzelheiten, beiden Theilen Glück wünschend, zu meiner höchsten Zufriedenheit. Nun aber veranlaßt mich zu Gegenwärtigem der hohe Reisende, indem er mir austrägt, einiges zu berichten und zu bitten.

Erstlich soll ich auf beykommendem Blättchen den Titel eines Werkes übersenden, dessen Anschaffung, da es unter den Schätzen der Göttinger Bibliothek noch nicht vorhanden ist, von Serenissimo als eines unentbehrlichen angelegentlich empfohlen wird. Dagegen wünscht derselbe,

Zweytens: den vollständigen Titel der eigentlichen Parlaments-Acten des Ober- und Unterhauses, viel leicht zu einem Versuch, ob er nicht solches, im Handel nicht cursirendes Werk auf irgend eine Weise aus England erhalten könne.

[251] Drittens: bittet er um das in England für Ew. Hochwohlgeboren besonders gebundene Buch, eine Schrift von Ihnen selbst enthaltend. Er wünscht es nur auf einige Tage, um solches einem Buchbinder zu zeigen, der einiges Geschick hat und manchmal unmittelbare Aufträge zu Prachtbänden erhält.

Indem ich mich nun der gnädigsten Aufträge hiedurch entledige, füge den verbindlichsten Dank für eine noch nicht vergessene, höchst erfreuliche Sendung hinzu. Mein Sohn, der sich auf's neue zum freundlichsten Andenken bestens empfiehlt, legt, wie billig, großen Werth auf den Hyänenknochen, welcher, an sich merkwürdig genug, durch bildliche Darstellung und Poesie noch höhere Aufmerksamkeit auf sich zieht. Das Übrige verwahr ich unter andern Seltenheiten, wovon ich Ew. Hochwohlgeboren nicht wenig verdanke. Möge Ihnen und der erhabenen Georgia Augusta alles wohl gelingen und mir vergönnt seyn, die neu erwachte Lust eines abzustattenden Besuchs nächstens zu befriedigen. Mich mit allen den Meinigen zu fortgesetztem teilnehmenden Wohlwollen bestens empfehlend und gelegentlich einer freundlichen Überraschung vom Westen her entgegen hoffend.

In treuster Anhänglichkeit

unverändert ergeben

Weimar den 31. October 1823.

J. W. v. Goethe. [252]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1823. An Johann Friedrich Blumenbach. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-84B4-4