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An Gottfried August Bürger
[Frankfurt, 18. October 1775.]
Wo ich in der Welt sizze kann dir gleich seyn! Du fühlst dass es ein Moment des umschränckten Bedürfnisses ist, der mir die Feder an dich in die Hand giebt, lieber Bürger! Hier von der rechten wärmt mich [301] ein hold Caminfeuer, auf einem niedern Sessel, am Kindertischgen, schreib ich dir, ich habe dir so viel zu sagen, werde dir nichts sagen und du wirst mich alles verstehen! – Die ersten Augenblicke Sammlung die mir durch einen tollen Zufall, durch eine lettre de cachet des Schicksaals übers Herz geworfen werden, die ersten, nach den zerstreutesten, verworrensten, ganzesten, vollsten, leersten, kräfftigsten und läppischten drey Vierteljahr die ich in meinem Leben gehabt habe. Was die menschliche Natur nur von Wiedersprüchen sammeln kann, hat mir die Fee Hold oder Unhold, wie soll ich sie nennen? zum Neujahrsgeschenck von 75 gereicht, zwar war die treffliche Anlage schon mit dem Pathengeschenck gemacht, und so geh alles seinen Gang. Wies von nun an mit mir werden wird weis Gott! Es wird noch unruhiger werden, noch verwickelter, und dann will ich mich mit Freuden des gegen wärtigen Augenblicks erinnern in dem ich schreibe. Glockenschlag sechs. Mittwoch den 18. Oktbr. 1775.
Wie wirthschafftest du mit deinem Weibe? Hast du Kinder? Ich höre so gar nichts von dir! Schreib nur wenn du mir willst nach Franckfurt, ich krieg die Briefe richtig. Ich hab allerley geschrieben das dir eine gute Stunde machen soll – Sind aber doch allzumal Sünder und mangeln des Ruhms den wir vor unsrer Mutter Natur haben sollten.
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