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An die Hoftheater-Commission

Serenissimus haben mir in diesen Tagen geschrieben, daß Ihre Intention sey, das Theater bis Ende Juni in Weimar zu behalten, da die Prinzen den 14. Juni kommen und die Heirath nicht vor den ersten Tagen des Juli statt finden kan. Ich theile über diese Angelegenheit hier meine Gedanken mit.

Sonst ging unser Schauspiel erst zu Ende Juni weg. Auf Andringen des Amtmanns gab man nach, daß es dieses Jahr früher kommen sollte, und noch waren hierüber die Meynungen getheilt. Ich stimmte für das frühere weggehen; allein damals war ich entschieden der Überzeugung, daß die Hochzeit erst spät im Juli vor sich gehen, und man das Theater [284] zu diesen Feyerlichkeiten nicht verlangen würde. Gegenwärtig aber sehe ich nicht wohl ein, wie man schicklich das Theater von Weimar entfernen kann, in dem Augenblicke da man dessen so sehr bedarf. Ja es scheint mir eine Art von Beleidigung für das junge Paar und für den Hof, wenn man die Abreise des Theaters gegen andre Jahre beschleunigt und den Festen gleichsam vorsätzlich aus dem Wege geht, die daselbst angestellt werden.

Hätte man auch dem Amtmann schon zugesagt, dieß Jahr früher zu kommen; so würde ich gar kein Bedenken tragen, demselben wieder abzuschreiben, die Umstände ganz einfach anzuführen und zu versichern, daß wir den guten Willen, den wir dieß Jahr beweisen wollen, das nächste Jahr zu realisiren nicht ermangeln würden. Ich glaube, wir haben Ursache diesen Weg einzuschlagen, damit Durchlaucht der Herzog nicht zuletzt mit dem Befehl eintritt, daß das Theater bleiben soll, dem wir uns ja am Ende doch auch nicht entziehen können.

s. m.

Jena den 8. May 1810.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1810. An die Hoftheater-Commission. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-84E6-1