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An den Großherzog Carl August

Hohwiesner'sche Auction betreffend.

Rath Schlosser und Schütz melden Folgendes:

Ersterer sagt: »Herr Schütz besah noch am Tage vor der Auction in meiner Gegenwart, und in ganz vorzüglicher Berücksichtigung Ihrer Aufträge, die ausgestellten Kunstsachen und fand hauptsächlich Anstoß in Betreff des angeblichen Dürerischen Schnitzwerks No. 83. Überhaupt hatten die Stimmen der Kunstkenner sehr gegen dieses Stück sich ausgesprochen. Ich glaubte indessen Herrn Schütz nur auf Ihrer Ordre verweisen und das was hiernach zu thuen sey seiner Überzeugung überlassen zu müssen.«

Herr Schütz schreibt seine Bemerkungen über die ersteigerten Gemählde und zugleich die Ursache der nicht ersteigerten Kunstsachen.

»No. 9. Angeblich von Camill Capucino (1540), ist mehr wie zweifelhaft. Das Bild ist auf Kupfer [128] gemahlt dessen Gebrauch zu diesem Zweck zu der Zeit, wo der Künstler lebte, noch unbekannt war. Auch ohne diesen Zweifel hätte mich der Zustand worin dieß Bild ist, mich persönlich, von dem Ankauf abgehalten, doch in Rücksicht auf die ertheilte Commission erlaubte ich mir bis zu 120 fl. zu gehen. Die Familie war allein mein Gegner und kaufte es zurück.

No. 16 ersteigerte ich um 80 fl. Es ist ein herrliches Porträt. Es bedarf einige Ausbesserung an der Stirn und daher ergeht die Frage: ob es nicht gut sey, die Herstellung desselben dem Herrn Morgenstern, dem Sohn, zu übertragen?

No. 49 ersteigerte aus Ursache des kleinen Preises (zu 12 fl.) und als Gegensatz des Bildes

No. 50, das entschieden in jeder Rücksicht ein herrliches Bild ist, von Daniel Seghers, um 126 fl. Seine Schönheit, gute Erhaltung, Größe, alles ist in reinster Übereinstimmung.

No. 83. Setzte mich in einige Verlegenheit. Weder ich noch andere Kunstfreunde konnten bei genauester Betrachtung Albrecht Dürers Hand und Geist bei der Arbeit erkennen. Wenn der erste Anblick dem Liebhaber der altdeutschen Kunst einiges Vorurtheil erregt, so verschwindet solches bei näherer Prüfung. Ich ging jedoch bis zu 52 fl., war aber sehr froh, durch die Familie, die auch hier allein mein Gegner war, abgeboten zu werden.«

[129] Erstanden sind also

No. 16 für80fl.
" 49 "12 "
" 50 "126 "
Auctionsgebühren3 "
fl.221

Meo voto ließe man daher

No. 9 auf sich beruhen,

" 16 gäbe man Morgenstern zur Restauration,

" 49 und

" 50 ließe man sogleich kommen. Wegen

" 83 sondirte man, da Schütz sehr gewissenhaft und streng zu seyn scheint und diesem Kunstwerke, das sonst so hoch geschätzt wurde, jetzt aller Werth abgesprochen werden will, durch einen Dritten die Hohwiesner'schen Erben um zu erfahren, wie hoch sie solches allenfalls aus der Hand verkaufen. Auf alle Fälle ist man jetzt im Vortheil, da in der Auction außer Schütz, wie es scheint, niemand geboten.

Rath Schlosser sagt ferner:

»Die Gemählde befindet sich sämmtlich in Gewahrsam des Herrn Schütz, der mir auch für die Verpackung zu sorgen versprochen hat. Nun fragt es sich, ob ihm etwas für seine Bemühung gebühre. Ich bin mit dem Styl in Dingen dieser Art nicht bekannt und leicht könnte die Delicatesse des sehr empfindlichen Mannes gekränkt werden. Ich sehe hierüber Ihrer Ordre entgegen.«

[130] Die Bemühung des Herrn Schütz läßt sich nicht zu Geld anschlagen, die wenigen Commissionsprocente würden der Summe nach gering seyn. Eine silberne Medaille mit Bild und Namen Ihro Hoheit wäre eine schickliche und für ihn erfreuliche Renumeration.

Den Betrag der Hauptrechnung habe mit einigem Zuschuß, um die Nebenkosten, nicht weniger Restauration und Einpackung besorgen zu können, schon angewiesen, deren Restitution mir nach der Schlußrechnung erbitte.

unerthänigst

Weimar den 19. April 1819.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1819. An den Großherzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8501-C