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An Caroline von Heygendorf,geb. Jagemann

Indessen Ihnen, meine theure Freundin, Lob und Dank gebührt, glauben Sie sich entschuldigen zu müssen und quälen sich selbst mit unbilligen Vorwürfen.

Ich habe mich über die Art gefreut, wie mein Drama wieder einmal dem Publicum würdig zur Anschauung kam. Die Bemühung der sämmtlichen Theilnehmenden, das Möglichste zu thun, war unverkennbar.

Wollte man jedoch eine solche Aufführung in's Vollkommene steigern, so möchte gar manches vorbedacht, beredet, geübt und durch wiederholte erholte Proben die Künstlerin in vollkommene Sicherheit gesetzt werden, ein Stück von Anfang bis zu Ende gleichmäßig durchzuführen, das so viel gemüthliche und körperliche Anstrengung erfordert.

Lassen Sie sich ja nicht entmuthigen; legen Sie sich die Rolle an's Herz, wiederholen Sie solche in der Zwischenzeit, auch ohne äußere Veranlassung, so wird Ihnen gelegentlich eine Vorstellung gelingen, die nichts zu wünschen übrig läßt. Sie taten alte Mittel dazu, aber die Schwierigkeit bleibt immer, daß uns die erforderlichen Kräfte jederzeit im Augenblick zu Gebote stehen sollen.

[315] Nehmen Sie meinen wiederholten Dank und erhalten mir ein freundliches Andenken.

Treugesinnt

Weimar, am 6. März 1826.

J. W. v. Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1826. An Caroline von Heygendorf,geb. Jagemann. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-850A-9