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An Johann Friedrich Cotta

Ew. Hochwohlgeboren

erwünschte, aber freylich zu kurze Anwesenheit ward leider durch manche zwar freundschaftliche, doch immer störende Dazwischenkunft unterbrochen, so daß gar manches unberedet blieb, was besser mündlich abgethan [61] würde. Wir wollen es also, insofern es möglich ist, schriftlich nachzuholen suchen.

Ich hatte vergessen mich nach Herrn Adrian zu erkundigen dessen so gemüthliches Schreiben gerade in die Zeit meiner Krankheit und ersten Wiedergenesung fiel, weshalb ich auch weiter nichts von mir vernehmen ließ; grüßen Sie ihn zum besten gefällig.

Hiebey muß ich gestehen, daß ich mich umsehe nach jungen Männern, denen man Redaction von Papieren übertragen könnte, welche selbst zu leisten man wohl die Hoffnung aufgeben muß.

Bis jetzt that ich das Möglichste um auszusondern und sodann wieder zu versammeln, was zusammen gehört (wie ich denn in den letzten Wochen die sämmtlichen Schillerschen Briefe von 1794 bis 1805, von der ersten Einladung zu den Horen an bis wenige Tage vor seinem Abscheiden, als den größten Schatz, den ich vielleicht besitze, zusammengebracht und geordnet habe). Allein die Zeit reicht nicht zu, und man muß nach und nach fremden Beystand einzuleiten suchen. Nun beobachte ich längst einen jungen Eckermann von Hannover, der mir viel Zutrauen einflößt; ich sende ein Manuscript mit der fahrenden Post, welches er von Ihrer Handlung verlegt wünscht; Sie werden beurtheilen, ob es zu Ihren Zwecken tauglich sey.

Die Klarheit und Freyheit der Handschrift besticht schon, und der Inhalt muß mir angenehm seyn, weil der junge Mann sich, wie Schubarth und Zauper, an[62] mir herangebildet hat. Er ist gegenwärtig hier, und ich denke ihn mit gewissen Vorarbeiten zu beschäftigen. Die Antwort an ihn bitte nur hierher, als bey mir abzugeben adressiert, da er sie denn erhalten wird, wenn ich auch nach Marienbad seyn sollte, welches etwa in vierzehn Tagen geschehen wird. Auch dort fahre ich fort, den großen Zweck zu verfolgen. Im Wissenschaftlichen Fache werde ich durch eine einsichtsvolle und günstige Recension meiner Hefte zur Morphologie und Naturwissenschaft in der Jenaischen Literaturzeitung Nr. 101 wieder aufgefordert; hiezu liegt eine große Masse von Papieren und Acten bey mir, vielleicht daß mir gelingt, den Stoff in einiger Ordnung zu hinterlassen.

Über meine Farbenlehre wird diesen Sommer in Berlin abermal gelesen, mit Vorzeigung eines sich immer mehr vervollständigenden Apparats; und so erleichtert sich, indem mehrere sich in die Arbeit theilen, das, was man selbst zu thun willig und schuldig wäre.

Die Hefte von Kunst und Alterthum, auch Morphologie nahen sich ihrer Vollendung; möchten Sie wohl anordnen, daß solche bald versendet werden.

Erlauben Sie, daß ich von, Zeit zu Zeit Hoffnung, Wunsch und Vorschlag wieder anknüpfe und mich indessen zu wohlwollendem Andenken empfehle.

gehorsamst

Weimar den 11. Juni 1823.

J. W. v. Goethe.

[63] In diesen Tagen beziehe von Frege achthundert Thaler Sächsisch, worauf denn bey nächster Berechnung einem oder dem andern Theil eine Kleinigkeit zu Gute kommen wird.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1823. An Johann Friedrich Cotta. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8544-7