16/4703.

An den Herzog Carl August

Ew. Durchl.

ist aus unterthänigsten Vorträgen genugsam bekannt, und wird aus beygehendem Actenfascikel das mehrere dargelegt werden können, wie die jenaischen Angelegenheiten überhaupt, besonders aber der Litteraturzeitung sich auf einem sehr guten Wege befinden. Unterzeichnete würden auch die Eichstädtischen förmlichen Vorschläge abgewartet haben, um diese Sache wieder zur Sprache zu bringen, wenn nicht Umstände einträten welche eine Beschleunigung nöthig machen.

Der übelwollende Theil jenaischer emigrirender Professoren benutzt das diesseitige vorsichtige und sachgemäße Stillschweigen, um die Erschütterung, die Furcht vor einem vorgespiegelten Untergang zu vermehren und den Unglauben an eine mögliche Rettung auszubreiten.

Wir halten es unter der Würde, Ew. Durchl. mit einem Detail hiervon zu behelligen, welches jedoch völlig mit den öffentlichen Äußerungen in Einstimmung ist.

[278] Unterzeichnete wagen daher Ew. Durchl. unterthänigst zu bitten das wegen der Fortsetzung der Litteraturzeitung in Jena beschlossene Privilegium auf das baldigste ausstellen zu lassen und auf die patriotischen Männer zu richten welche, aus eignen Kräften, in diesem gefährlichen Augenblicke ein solches Unternehmen wagen.

Professor Eichstädt könnte als Repräsentant aufgestellt, durch einen Revers vinculirt und das Ganze höherer Leitung vorbeyhalten werden.

Noch ein Umstand macht diesen unterthänigsten Vortrag dringend. Ew. Durchl. erfreulicher Geburtstag steht bevor, die mineralogische Gesellschaft hält eine große Zusammenkunft im Schlosse, wohlgesinnte akademische und städtische Bürger haben sich, in Vertrauen und Hoffnung, kleine Feste ausgedacht; könnte man auf diesen Tag eine völlige Entscheidung ins Publikum bringen, so sind wir überzeugt daß alles auf einmal ein anderes Ansehen gewinnen und ein neuer Zustand sich herstellen würde.

Wir können nicht bergen daß man fortfährt unter Vorspiegelung eines nahen Untergangs Professoren, Privatdocenten, Repetenten, Studirende, mit Versprechungen zu sollicitiren um, bey der Rathlosigkeit einzelner Menschen, dadurch mehrere, wo nicht zu gewinnen, doch äußerst zu beunruhigen.

Daß bey dieser vorgeschlagenen Eile alles mit größter Vorsicht geschehen und das gegenwärtige, so[279] wie das künftige Beste bedacht werden solle, dürfen diejenigen versichern die sich mit Verehrung unterzeichnen

Ew. Durchl.

Weimar

unterthänigste treu gehosamste

am 31. Aug.

J. W. v. Goethe.

1803.

C. G. Voigt.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1803. An den Herzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8551-9