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An Charlotte von Kalb

Hier, liebe Freundin, kommt Reinecke Fuchs der Schelm und verspricht sich eine gute Aufnahme. Da dieses Geschlecht auch zu unsern Zeiten bei Höfen, besonders aber in Republiken sehr angesehn und unentbehrlich ist; so möchte nichts billiger sein, als seine Ahnherrn recht kennen zu lernen.

Von Fichtens philosophischen Blättern sende ich nichts, wenn Sie von dem Inhalte irgend Notiz nehmen wollen, so wird ein mündlicher Vortrag höchst nöthig sein. Seine Nachbarschaft ist mir sehr angenehm und bringt mir manchen Nutzen; es konversirt sich auch mit ihm sehr gut und da er uns verspricht den Menschenverstand mit der Philosophie auszusöhnen, [168] so können wir Andre nicht aufmerksam genug sein.

Leben Sie recht wohl und gedenken mein. Gustel ist wohl, froh und klar, wünschen Sie ihm mit mir daß er so bleiben könne.

Noch muß ich sagen, daß seit der neuen Epoche auch Schiller freundlicher und zutraulicher gegen uns Weimaraner wird, worüber ich mich freue und in seinem Umgange manches Gute hoffe. Leben Sie recht wohl und kommen bald mit uns zu genießen was wir auch besitzen und erwerben mögen.

W. d. 28. Juni 1794.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1794. An Charlotte von Kalb. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8564-0