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An Johann Friedrich Cotta

Ew. Hochwohlgeboren

wünsche in dem Augenblicke da Sie Gegenwärtiges erbrechen eine frohe ruhige Stunde, denn so möcht ich mich gern wieder einmal mit Ihnen unterhalten. Immer muß ich Sie in den wichtigsten Geschäften zu Hause und auf der Reise denken und scheue mich zu melden was nicht dringend nothwendig ist. Die Vermittelung unseres Boisserée beruhigt mich dabey, ich sende ihm gar manches, daß er zu gelegener Zeit mittheile.

Zuvörderst danke schönstens für den Rechnungsauszug. Das Geschäft ist nun einmal in gehörigem Gange und man kann den Erfolg mit Beruhigung abwarten: die große Genauigkeit Ihrer sämmtlichen Einrichtungen bürgt ja auf's vollständigste für alles.

Die zugesagten Exemplare Faust erwarte mit Vergnügen; auf den Pariser Abdruck bin ich neugierig. Auch bereiten sie dort eine neue Ausgabe der französischen Übersetzung Stapfers, begleitet von lithographirten Blättern von de la Croix. Zwey Probedrücke liegen vor, die wild und geistreich genug sind.

An Freund Boisserée habe ich diese Tage gesendet was zwischen Ernst v. Schiller und mir bey seinem letzten Hierseyen verhandelt worden. Unsere Vorschläge sind der früheren Verabredung gemäß und ich darf [25] wohl sagen daß Masse Manuscript wie sie daliegt einen tüchtigen Schlußstein macht, meine und Schillers Werke zusammen zu halten und zu stützen. Der Begriff, was wir beide gewollt, was wir uns an einander gebildet, wie wir einander gefördert, was uns gehindert, wie weit wir mit unseren Leistungen gediehen, und warum nicht weiter? wird alles klarer und muß denen die bestrebsam sind zur guten Leuchte dienen.

Alle Freunde, die ich in diese Bände hineinsehen lassen, wünschen baldigsten Abdruck und ich mit ihnen, besonders um der älteren Mitlebenden willen, denen dergleichen höchst willkommen ist.

Auch über das neue Stück von Kunst und Alterthum lassen Sie mich sprechen; ich suchte abermals und zwar von der theoretischen Seite den Blick auf gedachte Correspondenz hinzuleiten und sodann die Aufmerksamkeit der Franzosen auf uns in ihrer innern Bedeutung den immerfort an frühern Eindrucken haftenden Deutschen einigermaßen aufzuklären, so würde fortfahren. Für meine literarische Thätigkeit ist dieses Heft von großen Werth und da ich mich nun für meine künstigen Lebenstage nur in Verbindung mit Ihnen wirksam denken kann, so scheint mir kein Zweifel, daß wenn Sie bey Ihrem unbegränzten Einflusse auch dieses Unternehmen zunächst kräftig begünstigen, gewiß in der deutschen Literatur unsere Bemühungen immer mehr von Bedeutung seyn werden. Wie ich darüber denke läßt sich nicht in wenig Worte [26] fassen und wünsche lieber solches wirksam an den Tag zu legen. Auf die ausländische Literatur muß man besonders jetzt hinweisen, da jene sich um uns zu bekümmern anfangen.

Das Manuscript der Helena geht in diesen Tagen vollständig ab; ich hoffe Sie werden demselben ansehen daß ein vieljährig intentionirtes Werk auch bey'm Abschluß mit möglicher Sorgfalt behandelt worden.

Die letzte Abteilung der zahmen Xenien folgt alsdann; ich habe das neuste Interesse darin zu berühren gesucht, auch mit Gefahr hie und da anzustoßen.

Und so sehen wir denn der ersten Sendung zu Ostern entgegen; die zweyte liegt parat und kann sobald sie verlangt wird abgehen; wobey ich bemerke daß ich den zweyten Termin des Honorars in der zweyten Hälfte März zu erhalten wünschte, indem die Rechnungen unserer Staats-Cassen mit dem 1. April angehen und ich den dort eingegangenen Verbindlichkeiten genügen möchte.

Indem ich nun zum Schluß meinen früheren Wunsch um Zusendung der Aushängebogen und des Originals, nach gemachtem Gebrauche, wiederhole, füge meine treusten Wünsche hinzu und bitte mein bey der Frau Gemahlin zu guter Stunde mich bestens empfehlend zu gedenken. Mich hochachtungsvoll unterzeichnend

Ew. Hochwohlgeb.

gehorsamsten Diener

Weimar den 26. Januar 1827.

J. W. v. Goethe. [27]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1827. An Johann Friedrich Cotta. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-85D3-3