27/7428.
An den Großherzog Carl August
Unterthänigster Vortrag.
Die Absicht den Bildhauer Peter Kaufmann aus Rom und Canova's Werkstatt hieher zu ziehen, schien mir anfangs bedenklich, indem eine Hofbildhauerstelle, sowohl in Absicht auf Besoldung als Local und Beschäftigung, hier ganz neu zu gründen wäre, wobey sich denn manche Schwierigkeiten und Hindernisse finden würden. Doch hat sich meine Ansicht nach einer Unterhaltung mit Professor Jagemann um etwas geändert, so daß mir nunmehr die Sache thulicher erscheint.
Gedachter Kaufmann nämlich, der mir auch sonst als ein wackerer und guter Künstler gerühmt worden, soll zugleich ein sehr gefälliger und vielseitiger Künstler seyn, der nicht nur in Marmorarbeiten geübt, sondern auch im Modelliren und andern Vorbereitungen geschickt ist. Ferner soll er kleinere und technische [56] Arbeiten nicht verschmähen, so daß er sowohl in Abformen als Ausgießen, Bildschnitzen, Verfertigung kleiner Modelle für Gießer, Bearbeitung von Zierrathen und dergl. ein geübter und thätiger Mann sey, wie er denn durch dergl. Nebenarbeiten sich in Rom einen Zuschuß zu verdienen stets bemüht gewesen.
In diesen Rücksichten möchte er nun freylich für Ew. Hoheit Residenz und Lande eine gute und brauchbare Acquisition seyn, und mein unterthänigster Vorschlag ginge dahin, solchem folgende Bedingungen zu offeriren.
1. Den Charakter als Hofbildhauer.
2. Eine Besoldung von 200 rh. als das Fundament seiner Haushaltung. (Diese Summe ist schon in dem Etat gnädigst ausgeworfen.)
3. Würden ihm für 400 rh. jährlich Herrschaftliche Arbeiten garantirt, da er denn durch beides zusammen seiner römischen Einnahme gleichgestellt würde.
4. Eine Pension von 200 rh. für seine Frau und Kinder bis auf ein gewisses Alter. (Sie würde dadurch der Beutherischen Gattin gleichgestellt.)
5. Die Reisekosten würden ihm mit etwa 300 rh. vergütet, welche ihm, sobald man einig geworden, in Rom und auf dem Wege angewiesen würden.
6. Für ein Quartier würde man auch Sorge tragen, weil eine solche Beschäftigung größeren Raum fordert.
[57] Alles dieses würde vorbereitet und besorgt werden können, wenn es Ew. Hoheit gnädigste Approbation erhielte. Der Bau des neuen Schloßflügels macht das Versprechen herrschaftlicher Arbeit auf einige Jahre leicht zu erfüllen, das Fernere wird sich finden und geben.
Zu Bekräftigung des Obgesagten lege ein Blatt des Professor Jagemann bey
unterthänigst
J. W. v. Goethe.